Alles ist planbar

Sie hat mich durch meine Jugend verfolgt, bei jedem Urlaub kramte mein Vater sie hervor: die Urlaubsliste. Diese Liste bestimmte unseren Urlaub, nein, sie bestimmte unsere Existenz während der Ferienzeit. Schon Wochen bevor wir überhaupt daran gedacht haben, die Koffer zu packen, lag sie da auf dem Küchentisch und sollte fortan unser Leben in geordnete Bahnen lenken. Auf dieser Liste stand alles, was irgendjemand irgendwann mal für den Urlaub gebrauchen konnte. Vermutlich hat Reinhold Messner diese Liste für seine Himalaya-Expeditionen benutzt. Auch die Nasa soll Interesse daran bekundet haben, die nächste Mars-Mission kommt bestimmt. Akribisch wurde jedes Utensil durchgestrichen, das gekauft und eingepackt wurde. Diese Liste war vier Din-A4-Seiten lang - sehr eng beschrieben. Dort stand alles drauf, von A wie A(schenbecher) bis Z wie Z(ahnbürste). Dazwischen so Sachen wie F(rauengold) - ich fand erst Jahre später heraus, dass damit die Pille gemeint war - und P(elzmantel) - nicht, dass meine Mutter einen besessen hätte, aber wenn, hätten wir ihn mitgenommen an die spanische Küste. Immer wieder wurde die Liste kopiert, auch als wir schon lange keine R(ollschuhe), E(ierlikörgläser) oder G(ummiboote) mehr hatten. Sogar die K(offer) selbst standen auf der Liste und wurden erst als letztes durchgestrichen, gleich nach der T(hermoskanne), den T(aschentüchern) und demA(utoschlüssel). Natürlich gab es noch eine Liste für die R(ückfahrt), wir haben nie i(rgendwas) vergessen. Nur einmal. Damals in Lloret de Mar. Als es schnell gehen musste, weil das Auto im Parkverbot stand. Es kann aber niemandem ein Vorwurf gemacht werden, schließlich stand F(amilie) nicht auf der Liste. a.houben@volksfreund.de

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