Alternativen auf den Tisch!

Ordentlich Haue, zumindest verbale - das wäre normalerweise in Sachen Müll in der Region Trier längst angebracht. Beispielsweise für die Kommunalpolitiker der Kreistage und des Trierer Stadtrates, die bis heute nicht sagen können, wo hunderttausende Tonnen Müll aus der Region Trier ab 2005 landen werden und was das den Bürger kosten wird.

Mit Ausnahme der von Anfang an skeptischen Grünen haben sie den Millionen-Auftrag zur Entsorgung an den Mittelständler Herhof vergeben, der das mit Abstand billigste Angebot vorlegte, aber beim Knackpunkt seines Konzeptes bis heute keine dauerhafte Lösung präsentieren konnte. Bei der Frage, was mit dem von ihm aus Müll geschaffenen Trockenstabilat passieren wird. Auch Herhof ist insofern zu schelten: Was nutzt das innovativste Konzept, wenn es sich in der Praxis nicht umsetzen lässt? Doch ganz so einfach ist es mit der Kritik diesmal nicht: Dahinter, dass der Firma Herhof seit Jahren jedesmal kurz vor Abschluss einer scheinbar viel versprechenden Abnahme-Lösung ein Strich durch die Rechnung gemacht wird, stecken handfeste wirtschaftliche Interessen. Es geht um viel mehr als ein oder zwei Trockenstabilat-Anlagen, und es geht nicht um Millionen, sondern letztlich wohl sogar um Milliarden Euro, die in den nächsten Jahrzehnten verteilt werden. Denn sollte sich Herhofs Verfahren als wirtschaftlich erweisen, könnte für den Mittelständler ein ordentliches Stück vom Kuchen in Abfall- und Energie-Wirtschaft abfallen. Herhofs Methode verspricht nicht nur eine kostengünstige Müll-Entsorgung. Sondern sie produziert mit dem Trockenstabilat zugleich auch einen hoch-energetischer Sekundär-Brennstoff - der in Hessen ja bereits in Konkurrenz zur Primär-Energie Gas steht. Deshalb gibt es einige Konzerne, die - in Energie wie Abfallwirtschaft tätig - ein erhebliches Interesse daran haben, dass sich der Mittelständler Herhof erst gar nicht zur Konkurrenz entwickeln kann und die auch die Mittel haben, Druck hinter den Kulissen zu machen. Was also bleibt zu tun? Herhof hat eine echte Chance verdient. Doch das Risiko des Mittelständlers darf nicht zum Risiko der Region Trier werden. Die Alternativ-Pläne, die es für den Fall seines Scheiterns offenbar längst gibt, gehören daher endlich auf den Tisch und in aller Öffentlichkeit diskutiert. m.schmitz@volksfreund.de

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