Am grünen Tisch geplant

Planungen am grünen Tisch haben oft das Manko, dass sie mit der Realität wenig zu tun haben. Die Apotheker haben mit ihrer Neuregelung der Notdienste schlicht und einfach die Kunden vergessen.

Planungen am grünen Tisch haben oft das Manko, dass sie mit der Realität wenig zu tun haben. Die Apotheker haben mit ihrer Neuregelung der Notdienste schlicht und einfach die Kunden vergessen. Bei der Suche nach einer kostengünstigen Lösung, die Zahl der Nachtschichten pro Apotheker zu reduzieren, hat man nicht bedacht, dass das vorher in Koblenz getestete System nicht einfach auf Eifel, Mosel oder Hunsrück übertragen werden kann. Die Entfernungen bis zur nächsten Apotheke sind hier oft etwas größer als die von der Landesapothekerkammer vorgesehenen 20 Kilometer. Eine nächtliche Landpartie durch die Eifel oder den Hunsrück, weil in Morbach, Neuerburg oder Waxweiler keine Apotheke Dienst hat, ist nicht erbaulich. Schon gar nicht, wenn man ein fieberndes Kind im Auto hat oder es bei einem allergischen Schock tatsächlich auf jede Minute ankommt. Richtig problematisch wird es in der Tat in den Altenheimen, die keine Medikamente mehr auf Vorrat lagern dürfen. Eine Nachtpflegerin kann nicht mal schnell für eine Stunde weg, um das gerade vom Arzt verordnete Medikament zu besorgen. Und ein Taxi zu schicken, wird ziemlich teuer für den Patienten. Die Notdienstregelung ist nicht durchdacht. Und jede noch so gut gemeinte Nachbesserung sorgt nur für mehr Ärger. Keine Frage: Notdienst ist Sonderdienst. Nur wer wirklich ein Arzneimittel braucht, sollte sich nachts an eine Apotheke wenden. Papiertaschentücher und Kondome gehören sicherlich nicht dazu. Doch auch wenn nachts Gott sei Dank nur vereinzelt Kundschaft die Bereitschaft braucht, kann das nicht heißen, dass man mit einem Minimalangebot gerade noch den gesetzlichen Pflichten nachkommt und die Patienten womöglich für immer vergrätzt. b.wientjes@volksfreund.de

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