An der Medienfront

Zwei volle Amtsjahre hat sich Angela Merkel Zeit gelassen, ehe sie die deutschen Soldaten an der "Front" in Afghanistan besuchte.

 Werner Kolhoff.

Werner Kolhoff.

Foto: Iris Maurer

Einem amerikanischen Präsidenten oder britischen Premier wäre so etwas wohl nicht passiert. Aber mit dem Militäreinsatz am Hindukusch ist in Deutschland innenpolitisch wenig zu holen. Angela Merkel hat bisher immer die positiven Bilder vorgezogen, die roten Teppiche und G8-Strandkörbe. Mitte August flog sie für einen Fototermin nach Grönland, zwecks Bekämpfung der Klimakatastrophe. Wohl wissend, dass der Außenminister zwei Wochen später nach Spitzbergen reisen würde, zur gleichen Thematik. Frank-Walter Steinmeier revanchierte sich auf dem SPD-Parteitag vor einer Woche mit der Aufforderung an die Kanzlerin, sie möge Afghanistan endlich in ihren Reiseplan aufnehmen. Wohl wissend, dass sie dies längst plante. So geht es nach der Innenpolitik nun also auch in der Außenpolitik der Großen Koalition zu: Konkurrenzdenken, Sticheleien, Punktemachen. Merkel ist mit ihrem scheinbar überraschend angesetzten Blitzbesuch übrigens nur der anschwellenden Kritik zuvorgekommen. Denn dass sie ausgerechnet Afghanistan bisher gemieden hatte, war in Berlin zum Gesprächsthema geworden. Was ihrer Presseabteilung nicht verborgen blieb. Die Vorbereitungen verliefen hoch geheim und kurzfristig. Aber es reichte noch, um schnell einige Fernseh- und Nachrichtenleute einzuladen. Der Ertrag dieses Kurztripps sind die Bilder, die beweisen, dass sie da war. Und ein paar Tonnen Klimagase. Sonst nichts. nachrichten.red@volksfreund.de

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