And the winner is...

Samstagabend. Zeit, Freunde zu treffen und sich zu amüsieren. Doch seit RTL jeden Samstag um 21.15 Uhr Deutschlands Superstar sucht, haben sich Treffen - ähnlich wie bei Fußball-Weltmeisterschaften - von der Theke vor die Mattscheibe verlagert. Fast jeder schaut sich "Deutschland sucht den Superstar" an, von der Uni-Professorin bis zum Schreiner-Azubi. Wer es nicht schaut, ist am Montagmorgen bei der Arbeit aufgeschmissen, kann nicht mitreden. Von null auf hundert - quasi über Nacht wurden Daniel, Juliette & Co. berühmt. Ihre noch junge Karriere - die bei den meisten nicht alt werden wird - steht auf keinem festen Fundament. Zur Zeit sind sie noch brave Marionetten, die ihre Aufgaben erfüllen. Rädchen, die dafür sorgen, dass die (Geld-)Maschinerie wie geschmiert läuft. Und das tut sie. Diese Maschinerie hatten bereits die Big-Brother-Bewohner kennen gelernt. Doch mit dem einen großen Unterschied: Bei "Superstar" geht es wirklich um Können. Seit die großen Motto-Shows begonnen haben, sind die Nachwuchssänger durch eine harte Schule gegangen. Das wöchentliche Umstellen der Stilrichtung ist da eher nebensächlich. Täglich lernen sie auch die Schattenseiten des Starrummels kennen. Die 17-jährige Vanessa, die sich von Show zu Show durchschleppt, wurde in einigen Boulevardblättern schon als Sex-Schlampe der Nation dargestellt. Der schrille Daniel, der spätestens beim Rausfliegen von Gracia gezeigt hat, wie labil er ist, wurde bei Stefan Raab als tuntiger Behinderter dargestellt. Noch steht den jungen Talenten eine Psychologin zur Seite, die ihnen hilft, den Psycho-Stress zu bewältigen. Doch was passiert nach "Superstar"? Wer hilft, wenn das "Rädchen" merkt, dass es die Maschine braucht - aber nicht umgekehrt? Egal, wer am 8. März zu Deutschlands Superstar gekürt wird - er spielt nur vor der Kamera die Hauptrolle. Denn die wahren Gewinner stehen längst fest: RTL, das mit der Sendung Traumquoten erreicht, die Plattenfirma BMG, deren Deutschland-Chef "rein zufällig" in der "Superstar"-Jury sitzt, und nicht zuletzt Simon Fuller, der das Fernsehformat erfunden hat und damit weltweit Millionen verdient. d.juchem@volksfreund.de

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