Angebot und Nachfrage

Vielleicht sollte man sich beizeiten von dem einen oder anderen lieb gewonnen Klischee verabschieden. Zum Beispiel von dem der top-verdienenden Ärzte. Fraglos war die Mitgliedschaft in der Zunft der weißen Kittel über Jahrzehnte für viele ihrer Inhaber eine Lizenz zum Gelddrucken.

Doch die Zeit der Edel-Wohnpaläste und der Luxus-Limousinen ist für die jüngere Mediziner-Generation längst vorbei. Wer heute eine Praxis eröffnet, ist, wenn er nicht gerade Papas eingeführte Patientenkartei übernimmt, ein mittelständischer Unternehmer mit hohem Risiko und - zumindest anfangs - mäßiger Rendite. Und wer gar ohne Chef- und Oberarzt-Würde im Krankenhaus Dienst tun muss, darf sich angesichts des Missverhältnisses zwischen Arbeitseinsatz und Bezahlung im Marx'schen Sinne getrost zur Klasse der Ausgebeuteten rechnen. Jedenfalls gemessen an anderen Akademikern mit vergleichbar hoher Qualifikation. Bei den Klinik-Ärzten gibt es zunehmend das, was anderswo im Gesundheitswesen nicht klappen will: einen funktionsfähigen Markt. Das Angebot hier zu Lande ist nämlich so miserabel, dass der Job immer weniger nachgefragt wird. Die Gesellschaft muss nur wissen, was sie am Schluss draufzahlt, wenn sie händeringend nach Medizinern sucht. Komisch: Wenn es um die neuesten Hightech-Maschinen geht, ist uns im Krankenhaus nichts zu teuer. Nur an den Menschen, die sie bedienen, wird gespart. Das gilt übrigens nicht nur für Ärzte. d.lintz@volksfreund.de

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