Anschluss gefährdet

BERLIN. (ve) Die Konjunkturflaute zehrt auch am Technologiestandort Deutschland. Im internationalen Vergleich verliert Deutschland weiter an Boden.

Zum einen drohen die Unternehmen, ihre Ausgaben für Forschungund Entwicklung (FuE) zurück zu fahren. Andererseits machen sichaber auch qualitative Defizite im Bildungswesen bemerkbar, diemit einem Mangel an hochwertig ausgebildeten Fachkräftenverbunden sind. Nach wie vor können sich die Deutschen mit ihremKnow-how in der Welt sehen lassen. Spitzenpositionen bei denPatent-Anmeldungen und im Technologie-Export dürfen allerdingsnicht darüber hinweg täuschen, dass die internationaleWettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik gefährdet ist. Zu denParade-Disziplinen gehört zweifellos der Automobilsektor, derallein ein Drittel unserer FuE-Kapazitäten bindet. Bei der Chemieund im Maschinenbau hat die Bundesrepublik dagegen an Bodeneingebüßt. Ein Trend, der sich noch verstärken könnte. "Dietechnologische Leistungsfähigkeit für die Zukunft verheißt nichtsGutes", meinte Harald Legler vom Niedersächsischen Institut fürWirtschaftsforschung (NIW). Der Wissenschaftler gehört zu denAutoren einer aktuellen Studie, die BundesbildungsministerinEdelgard Bulmahn (SPD) gestern in Berlin vorstellte. "Die anhaltend schwache binnenwirtschaftliche Dynamik ist die Achillesferse", heißt es in dem Bericht. Zwar sei die technologische Leistungsfähigkeit immer noch gut, aber viele andere Länder seien besser geworden. Neben dem knappen Angebot an hoch qualifiziertem Personal machen die Wissenschaftler die "über einen längeren Zeitraum hinweg verhaltene Neigung zu Zukunftsinsvestitionen" für diese Entwicklung verantwortlich. Dabei sei der deutsche Aufholprozess im Bereich der Spitzentechnologien in den vergangenen beiden Jahren ohnehin schon "erheblich ins Stocken geraten".

Das Bildungssystem wird in dem Bericht als entscheidende Voraussetzung für die technologische Leistungsfähigkeit angeführt. In den naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen erreichen inzwischen weniger als zwei Drittel der Studienanfänger einen Abschluss. Langfristig verschärft der demographisch bedingte Rückgang von Fachkräften das Problem. Die Neigung zu einem Technik-Studium ist hierzulande ohnehin schwach ausgeprägt. Während etwa in Frankreich oder Finnland zirka 14 von 1000 Erwerbspersonen diese Richtung einschlagen, sind es in Deutschland lediglich sieben. Andere Länder hätten ihr Ausbildungssystem "rechtzeitig auf die Erfordernisse der Wissenswirtschaft umgestellt", schrieben die Experten der Bildungsministerin ins Stammbuch.

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