Anti-Böhr-Votum

Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis die Verantwortung für die dramatische Schlappe der CDU bei der Landtagswahl 2001 als geballte Ladung bei einem Parteitag auf Christoph Böhr abgefeuert wurde. Mit einem geschickten Schachzug hat es der durchaus in der Kritik stehende Bezirkschef Joachim Hörster geschafft, die Kampfabstimmung um den ihm streitig gemachten Posten zu einem Votum über die nächste Spitzenkandidatur und die Unabhängigkeit des Bezirks umzufunktionieren.

So hat er die Wahl knapp gewonnen. Für Böhr war es dagegen eine klare und herbe Niederlage. Ob es der Anfang vom Ende der landespolitischen Karriere des Parteivorsitzenden ist, hängt davon ab, ob mit Hörsters Attacke die Kritik an Böhr zum Dauerthema in der Union wird. Der öffentliche Frontalangriff könnte die bisher meist indirekt vorgebrachten Vorbehalte gegen den promovierten Philosophen mit dem nicht gerade direkten Draht zum Bürger bündeln. Die parteiinternen Kritiker mussten bisher stets passen, wenn es darum ging, auch ernst zu nehmende Alternativen zu benennen. Dies hat es dem inzwischen zum Bundespartei-Vize aufgestiegene Trierer immer leicht gemacht, trotz mancher Anfechtung sicher im Sattel zu bleiben. Auch von dem Koblenzer Bundestagsabgeordneten Michael Fuchs ist momentan nicht zu erwarten, dass er Mehrheiten hinter sich bringen kann. Entscheidend bestimmt werden könnte Böhrs weiterer Weg bei der 2004 anstehende Neuwahl des Trierer Bezirksvorstandes. Dort bahnt sich mit der Kampfkandidatur zwischen Peter Rauen und HerausfordererMichael Billen ebenfalls das Duell eines Böhr-Kritikers und eines Böhr-Freundes an. Vielleicht macht sich der Parteichef aber auch selbst auf den Weg, einen Spitzenkandidaten zu finden, um das Heft des Handelns in der Hand zu halten. nachrichten.red@volksfreund.de

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