Armutszeugnis

Drei Monate brauchen die RWE, um der erstaunten Öffentlichkeit mitzuteilen, dass man in Sachen Stromausfall eigentlich nichts weiß. Ein Armutszeugnis für einen Weltkonzern. Spätestens seit die von dem Stromanbieter selbst entzündete Nebelkerze mit Sabotage erlosch, weil die Ermittler auch nicht den geringsten Hinweis auf einen Anschlag fanden, konnte das Unternehmen mit seiner dünnen Ursachenforschung nicht länger hinterm Berg halten.

Das, was auf 60 Seiten in dem nun vorgelegten Abschlussbericht wortreich und mit jeder Menge Fachchinesisch und Schaubildern zu erklären versucht wird, unterscheidet sich im Ergebnis nicht im Geringsten von dem, was das Essener Unternehmen seit drei Monaten gebetsmühlenartig wiederholt: Wir haben keine Erklärung für den Blackout. Dafür hätte man die Bevölkerung nicht so lange hinhalten müssen. Zurecht fühlen sich nun über eine Million Menschen veralbert. Die Peinlichkeit wird noch dadurch überboten, dass RWE noch nicht mal in der Lage ist, eine Wiederholung dieses Strom-Super-Gaus auszuschließen. Im Grunde genommen, kann es jederzeit wieder dazu kommen. Ein weiteres Armutszeugnis. Seine Kunden-Unfreundlichkeit stellt das Unternehmen jedoch vollends unter Beweis, indem es keinerlei Kulanz zeigt. Uns ist kein Fehler nachzuweisen, also bezahlen wir auch nichts, lautet die Devise. Alle, die einen nachweislichen Schaden durch den Stromausfall haben, gehen leer aus. Damit stoßen die RWE ihre Kunden, die treu, wenn auch zähneknirschend, ihre immer teurer werdende Stromrechnung bezahlen, vor den Kopf. Auch das ein Armutszeugnis. b.wientjes@vollksfreund.de

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