Auf Abruf

War es der letzte Besuch von Joschka Fischer als Außenminister in den USA? Zum Ende seiner zweitägigen Reise versuchte Berlins Chef-Diplomat diesem Eindruck entgegen zu wirken

War es der letzte Besuch von Joschka Fischer als Außenminister in den USA? Zum Ende seiner zweitägigen Reise versuchte Berlins Chef-Diplomat diesem Eindruck entgegen zu wirken: In Deutschland sei es doch üblich, so Fischer vor Journalisten, dass das Fell des Bären bereits verteilt werde, bevor er überhaupt in Sicht sei. Er rate jetzt erst einmal zum Abwarten. Und abwarten will man, das wurde beim Treffen von Fischer mit seinem US-Gegenpart Condoleezza Rice deutlich, auch im Weißen Haus. Beim deutschen Drängen nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat spielt Rice weiter auf Zeit.Die mangelnde Begeisterung auf beiden Seiten für Anliegen der anderen Seite wurde diesmal in Washington besonders deutlich. Die politische Elite sieht Fischer – und damit natürlich auch Gerhard Schröder, der am 27. Juni anreisen will – bereits als "lame Ducks". So, als "lahme Enten", umschreibt man in den USA gewöhnlich Politiker auf Abruf, mit denen sich Konsultationen eigentlich nicht mehr lohnen. Stattdessen macht man sich in Washington damit vertraut, künftig Weltpolitik mit einer Dame namens Angela Merkel abstimmen zu dürfen. Einen Tag vor Fischers Landung stellt sie beispielsweise das Magazin "Newsweek" in Wort und Bild vor. Man spürt: In den USA stellt man sich auf einen "radikalen Wandel" (Newsweek) nach den Neuwahlen im September ein – ein Wandel, bei dem sich die unter Rot-Grün ramponierten transatlantischen Beziehungen schlagartig verbessern könnten.

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