Auf Krawall gestimmt

Zu Recht haben dieC-Parteien das Monate lange Hin und Her in der regierungsoffiziellen Gesundheitspolitik gegeißelt. Doch nun, wo SPD und Grüne im Bundestag endlich ihren Reformentwurf präsentieren, entdeckt die Union das Chaos für sich. Plötzlich plagt Horst Seehofer das soziale Gewissen, und die Ausgliederung der Zahnbehandlung aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen soll auf einmal Teufelswerk sein. Dabei hatten sich CDU und CSU schon vor Monaten auf einen solchen Vorstoß verständigt. Dazwischen lag eine Menge Zeit, um ein schlüssiges Gegenkonzept zur Regierungsvorlage zu entwickeln. Doch die Union ließ sie nutzlos verstreichen. Vordergründig mag es um die Profilierungssucht eines ehemaligen Gesundheitsministers gehen. Dahinter steckt jedoch auch ein Machtkampf zwischen Angela Merkel und Edmund Stoiber. Der CSU-Chef muss im Herbst eine Landtagswahl bestehen. Da sollen die Bayern nicht mit gesundheitspolitischen Grausamkeiten verschreckt werden. Als Minimalkonsens gilt jetzt eine private Pflichtversicherung nur für den Zahnersatz. Aber die eigentlichen Belastungen lauern in den geplanten Zuzahlungen. Auch Rot-Grün will darauf nicht verzichten. Doch nach der Regierungsvorlage besteht wenigstens die Möglichkeit, den individuellen Mehraufwand durch Hausarztbesuche und die Teilnahme an speziellen Gesundheitsprogrammen zu minimieren. Ein solches Bonussystem ist allemal sinnvoller als die Vorstellung der Opposition, den Patienten ohne irgend eine Lenkungswirkung abzukassieren. nachrichten.red@volksfreund.de

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