Auf dem Basar

Ist die Bahn ein Wanderzirkus? Angesichts der jüngsten Umzugspläne drängt sich zumindest der Verdacht auf. Denn noch ist es erst einige Jahre her, dass die DB-Chefs glaubten, unbedingt mit ihrer Konzernspitze samt Anhang von Frankfurt nach Berlin umziehen zu müssen, um in der Hauptstadt am Ort des Geschehens zu sein.

Jetzt sollen wieder die Kartons gepackt werden mit bis zu 1000 Stellen im Beiwagen. Wie schnell die Bahn kommt und wieder weg ist, hat vor gar nicht langer Zeit auch der Standort Mainz erlebt. Unter massivem Zeitdruck mussten dort neue Büro-Klötze als Zentrale für DB-Cargo entstehen. Kaum bezogen, wurden mehrere hundert Stellen nach dem Zukauf des Logistik-Konzerns Stinnes wieder abgezogen - nach Berlin. Das teure "Bäumchen wechsel dich"-Spiel der DB lässt sicher nicht nur die betroffenen Beschäftigten den Kopf schütteln. Nein, es sind auch ganz neue Züge des Staatsunternehmens, Koppelgeschäfte zu machen. Für die Ausweitung der Geschäftsfelder und den Einstieg in die Hafengesellschaft wird die Verlagerung des Konzernsitzes nach Hamburg zur Gegenleistung. Stellt sich die Frage, wie lange dieses "Geschäft" hält, und was als Nächstes verhandelt wird. Vielleicht ein Einstieg im Flughafengeschäft? Dann wäre wohl Frankfurt wieder an der Reihe als DB-Sitz. Ein Staatsunternehmen wie die Bahn, das durch Steuergelder über Jahrhunderte aufgepäppelt wurde, kann nicht auf dem Basar - und auf dem Rücken von Beschäftigten - Mehdorns Expansionsspiele betreiben. j.winkler@volksfreund.de

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