Aus purem Eigennutz

Niemand kann es Landräten oder Oberbürgermeistern zum Vorwurf machen, dass sie in den regionalen Beiräten des Stromriesen RWE sitzen. Das tun sie kraft Amtes, werden also automatisch Mitglied dieses Gremiums, wie beispielsweise auch Aufsichtsratsvorsitzender der jeweiligen Sparkasse.

Das machte viele Jahre lang Sinn, waren oder sind beides doch weitgehend kommunale Unternehmen und Institutionen. Streiten kann man sicher darüber, ob wenige Sitzungen im Jahr so viel Aufwandsentschädigung wert sind, aber die Betroffenen wegen ihrer vielen Ämter automatisch in die Reihe der Raffkes einzugliedern, wäre unlauter. Dennoch ist das Engagement mancher Kreis- und Stadtfürsten bei RWE eine mehr als heikle Angelegenheit. Solange der Stromkonzern ausschließlich elektrische Energie verkaufte und in den jeweiligen Gebieten ohnehin Monopolist war, gab es kaum Konfliktpotential. Das änderte sich allerdings schlagartig, als der Essener Konzern in großem Stil ins Müllgeschäft einstieg. Seit dem Tag stehen Landräte immer wieder - etwa im Kreis Bitburg-Prüm - unter Beschuss, weil sie bei millionenschweren Vergaben im Bereich Müllentsorgung die Fäden ziehen. Denn die Kreise sind nun einmal für den Dreck ihrer Bürger zuständig. Auch wenn die Betroffenen Interessenkonflikte stets weit von sich weisen, und das vielleicht sogar zu Recht, bewegen sie sich permanent auf dünnem Eis. Denn einen unangenehmen Beigeschmack hat diese unglückliche Konstellation allemal. Es dient eben nicht der von allen geforderten Wahrheit und Klarheit, wenn Interessenkonflikte aufgrund solcher Konstellationen denkbar und überhaupt möglich sind. Schon aus purem Eigennutz müssen die Betroffenen raus aus dem RWE-Dunstkreis. d.schwickerath@volksfreund.de

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