Außer Tritt

Die rheinland-pfälzische CDU versucht nach ihrem Debakel bei der letzten Landtagswahl wieder Tritt zu fassen. Gelungen ist es ihr bisher nicht. In der Partei wird zwar viel über Defizite und Personen geredet, jedoch meist hinter vorgehaltener Hand. Auch die Delegierten in Mainz haben es versäumt, die Wahlschlappe wenigstens versuchsweise aufzuarbeiten. Stattdessen sprachen nur die Stimmzettel: Parteichef Böhr wurde abgestraft und der Vorstandsspitze insgesamt ein Denkzettel verpasst. Nach dem gerade noch akzeptablen Ergebnis von 73 Prozent für den Vorsitzenden holten seine Unterstützer zum Gegenschlag aus und schickten Böhr-Kritiker und Bezirksfürst Joachim Hörster ohne Vorstandsamt frühzeitig nach Hause. So findet die Partei kaum wieder zu sich und darf weiter nur von alten besseren Zeiten träumen, als zwar gestritten, aber auch Erfolg eingefahren wurde. Böhrs Versuch, mit dem Thema Familie nicht zuletzt innerparteilich zu punkten, war nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Das demonstrierte Desinteresse lähmte einen erhofften Aufbruch zu neuen Zielen. Um seine Partei in Bewegung zu bringen, muss er nicht nur im Bildungsbereich ideologischen Ballast abwerfen, sondern insgesamt auch handfeste Alternativen bieten zu einer keineswegs allzeit souveränen rot-gelben Koalition. Doch noch sieht es so aus, als stünde der Oppositionschef ohne Truppen auf weiter Flur, weil das Fußvolk allein einem bundespolitischen Rückenwind zutraut, selbst wieder auf Kurs zu kommen. Denkbar schlechte Voraussetzungen, sich für die nächste Wahl aufzustellen: ob mit oder ohne Böhr. j.winkler@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort