Ballast Bush

Keine Frage: Mit diesem Präsidenten ist für die Republikaner kein Staat mehr zu machen. George W. Bush hat - auch wenn er persönlich nicht zur Wahl stand - seiner Partei beim "Halbzeit"-Votum für den US-Kongress eine schmerzhafte Niederlage beschert, an der es selbst für die erprobten Über-Optimisten im Weißen Haus nichts schönzureden gibt.

Das Repräsentantenhaus - erstmals seit zwölf Jahren wieder in fester Hand der Demokraten, der Senat - wenn der in zwei Bundesstaaten vorliegende hauchdünne Vorsprung der Oppositionskandidaten Bestand hat - ebenfalls verloren. Die Gründe für den Verdruss der Wähler hatten sich schon vor dem Urnengang klar herauskristallisiert: Zweifel an der Fähigkeit des Weißen Hauses, die desolate Lage im Irak zum Besseren zu wenden und einen überzeugenden Rückzugsplan aus einem ungeliebten Krieg zu entwickeln. Der gestern Abend von Bush überraschend verkündete Rücktritt von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist dabei ein längst überfälliger Schritt - und ein Befreiungsschlag Bushs, der Jahre zu spät kommt und zudem angesichts des Wahldebakels eher wie ein Bauernopfer anmutet. Denn am Ende liegt die Verantwortung für die Kriegsführung und das Nachkriegs-Konzept allein bei einer Person - dem Oberbefehlshaber im Weißen Haus, George W. Bush. Außerdem prägte die Wähler-Entscheidung auch noch das Entsetzen angesichts einer nicht enden wollenden Serie von Korruptions- und Sex-Skandalen einer Partei, die sich stets nach außen ein "Saubermann"-Image gab. Doch auf eine der großen, vor allem für die Europäer interessanten Fragen gibt es derzeit noch keine Antwort: wie sich durch die Machtverschiebung auf dem Kapitol die Irak- und Antiterror-Politik des Weißen Hauses in den letzten zwei Jahren unter George W. Bush verändern wird. Denn die nun so erfolgreichen Demokraten geben zu, dass auch sie kein Patentrezept dafür haben, den Karren im Irak wieder aus dem Dreck zu ziehen. nachrichten.red@volksfreund.de

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