Bayern fällt so schnell nicht

"Gott mit dir, du Land der Bayern" - das waren auf dem CSU-Parteitag am Wochenende die letzten Worte von Edmund Stoiber, bevor er die Bühne nach einer langen, für viele quälenden Abschiedstour endgültig verließ.

Gott allein wird es nicht richten. Deshalb hat die Partei nun Erwin Huber zum Vorsitzenden gemacht und Günther Beckstein als Ministerpräsidenten auserkoren. Die alte Funktionärsgarde, immer im Schatten des omnipräsenten Stoibers, drängt noch mal nach vorne. Es war ihre letzte Chance. Verjüngung sieht anders aus, das wissen beide. Und genau dies wird die größte innerparteiliche Herausforderung für das neue Führungsduo werden.Gewiss ist jedoch eines: Bayern bleibt für die CSU ein Selbstläufer. Auch dann, wenn die mutige Fürther Landrätin Gabriele Pauli noch ein wenig nachtreten sollte. Das hat vor allem politisch-historische Gründe, aber auch etwas mit der Person Becksteins zu tun: Der künftige Ministerpräsident ist kein Volkstribun, trotz der innenpolitischen Keulen, die er gern schwingt. Das ist der rigide Konservatismus, den die bayerischen Wähler von einem CSUler im Amt des Innenministers einfordern. Beckstein genießt Respekt, weil er genau das Gegenteil zu Stoiber darstellt. Dessen Art Politik zu machen und zu verkaufen, waren überaus viele im Land und in der CSU überdrüssig. Beckstein hat hingegen etwas rührend Väterliches, und genau das braucht die Partei nach den Querelen der letzten Monate.

Entscheidend für die CSU ist allerdings nicht allein die Bewahrung der auf absolute Mehrheit abonnierten Stellung im Freistaat. Der Mythos der Partei hat stets sehr stark davon gelebt, auf Bundesebene übermäßig großen Einfluss zu haben. Stoiber hat es wie kein anderer verstanden, in der Bundespolitik mitzumischen. Jetzt gibt es zwei zentrale Führungsfiguren in Bayern: Huber und Beckstein. Das ist in der Geschichte der CSU nicht neu, ihre bundespolitische Bedeutung hat dies nie geschmälert. Beide werden ihre eigene Rolle in ihren neuen Ämtern noch finden und zugleich ihr bundespolitisches Profil schärfen müssen. Durch Abgrenzung. Das gilt vor allem für Huber.

Die Große Koalition wird dies nicht zusätzlich belasten. Sie hat schließlich so manche Extravaganz Stoibers in den letzten zwei Jahren ausgehalten - und überstanden. Siehe Gesundheitsreform. Mehr noch: Wenn zwei sich profilieren wollen, freut sich manchmal der Dritte. Mit dem Landesgruppenchef im Bundestag, Peter Ramsauer, hat die CSU einen starken Repräsentanten bayerischer Interessen in Berlin. Sein Einfluss wird jetzt weiter wachsen.

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