Beispiel Billigflieger

Bahnchef Mehdorn muss mit aller Gewalt sein Unternehmen Börsen- und Wettbewerbs-reif machen. Da bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als Personal abzubauen und den Service weiter einzudampfen. Schon längst sind Fahrkartenschalter zu einer Rarität geworden. In kaum einem Bahnhof gibt es noch persönliche Beratung. Mit viel Glück kann man seinen Fahrschein an einem Automaten ziehen. Aber auch die sind dünn gesät. Insofern dürfte die erneute Reduzierung des Kundendienstes zumindest in unserer Region ohne spürbaren Auswirkungen bleiben. Wo kaum mehr was ist, kann man auch nichts mehr abbauen. Das Schließen weiterer Schalter könnte die Bahn allerdings einige Kunden kosten. Denn der Ratschlag, man könne seine Fahrkarten genauso gut übers Telefon bestellen, ist eher Wunschdenken. Zumal auch telefonische Zugauskunft und Call-Center auf der Streichliste stehen und immer mehr zentralisiert werden, mit dem Resultat, dass Kunden der teuren Telefonnummern oft lange in Warteschlangen hängen oder falsch beraten werden. Auch der Verweis aufs Internet mag zwar vor allem junge Kunden ansprechen, doch ältere Bahnfahrer dürfte der Weg ins Netz doch zu kompliziert und vermeintlich unsicher sein. Also könnte der erneute Sparzwang nach hinten los gehen, wenn die Züge noch leerer dadurch werden. Vielleicht sollte sich die Bahn ein Beispiel an den Billigfliegern nehmen. Wenn sie schon durch das Schließen der Ticketschalter Vertriebskosten spart, dann sollte sie die auch an die Kunden weiter geben: Wer seine Bahnfahrkarte per Telefon oder Internet kauft, bekommt sie deutlich billiger als am Schalter, muss dafür aber auf Beratung oder sonstigen Service verzichten. Damit würde man zumindest einen Schritt auf seine Kunden zugehen. b.wientjes@volksfreund.de

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