Berliner Sündenböcke

DenSozialdemokraten bleibt nach ihrem unverhofften Sieg bei derBundestagswahl auch nichts erspart. Flächendeckend sind dieWähler von der ehemals stolzen Volkspartei abgerückt und habensie zum Sündenbock für die allgegenwärtige Tristesse erklärt.Nach Hessen und Niedersachsen blieb diese Erfahrung den Genossenauch in Schleswig-Holstein nicht erspart. Dort ist die SPD abgestürzt in Niederungen, die man sonst nur von Bayern oder Sachsen kennt. Wer jetzt aber alle Schuld auf "Berlin" wälzen will, macht es sich zu einfach.

Gewiss trägt die oft beklagte "Kakophonie", also der vielstimmige Chor der Gutmeiner und Besserwisser, erheblich zur Desorientierung der Bürger bei. Doch verantwortlich für die (wirtschaftliche) Misere sind auch Unternehmensbosse, Gewerkschafter, Bequeme und Besitzstandswahrer. Was das Land zwischen den Meeren betrifft: Seit der Barschel-Affäre ist hier der politische Wurm drin, hangeln sich die großen Parteien von einer Führungsquerele zur nächsten. Insbesondere die SPD wirkt seit geraumer Zeit erschöpft.

Die Landesmutter Heide Simonis regiert lustlos vor sich hin, während in der Hauptstadt Kiel übereifrige Genossen ihren prominenten Oberbürgermeister Norbert Gansel abgemeiert haben. Im roten Ränkespiel an der Waterkant blickt niemand mehr durch, weshalb die Quittung durch die Wähler auch logisch erscheint. Für die Landtagswahlen in zwei Jahren sieht es duster aus: Wenn die Ideen und der Aufschwung ausbleiben, droht Rot-Grün auch hier die Abwahl.

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