Bitterer Nachgeschmack

Dass US-Präsident George W. Bush jetzt in einer Stellungnahme die Hinrichtung zweier enger Saddam-Vertrauter im Irak begrüßte, kann nicht verwundern. Schließlich betätigte sich Bush während seiner Amtszeit als Gouverneur von Texas selbst als eifriger politischer Henker - in keinem anderen US-Bundesstaat fanden unter seiner Aufsicht und mit seiner Billigung mehr Exekutionen statt.

Doch dem Ziel des Präsidenten, im Irak zu friedlicheren Zeiten zu kommen, ist auch der jüngsten Galgen-Gang nicht förderlich. Insbesondere die Meldung, dass einem der Hingerichteten nach dem Öffnen der Falltür der Kopf vom Rumpf gerissen wurde, bietet sich nach dem Skandal um die Hinrichtung des Ex-Diktators nun erneut für neue Verschwörungs- und Misshandlungstheorien an, von denen die Sunniten im Irak gewiss eifrig Gebrauch machen dürften. Bush wäre deshalb gut beraten gewesen, Druck auf die irakische Regierung auszuüben, um eine Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung zu erreichen. Dann hätte man auch weitere Vorwürfe gegen die Angeklagten in einem zweiten Verfahren aufarbeiten können. Doch so bleibt - unabhängig von den durch Zeugen gut dokumentierten zahlreichen Gräueltaten der jetzt Hingerichteten - der bittere Nachgeschmack einer "Siegerjustiz". Zu Recht haben gestern auch der neue UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon und EU-Kommissionspräsident Barroso die jüngsten Exekutionen kritisiert, basierend auf ihrer grundsätzlichen Ablehnung der Todesstrafe. Zu wünschen wäre allerdings, dass sich ein derartiges Engagement in Zukunft nicht nur auf prominente Verurteilte beschränkt, sondern auch jene umfasst, die - in den USA, Saudi-Arabien, dem Iran, China oder anderen Ländern - oft weitgehend ignoriert von der Öffentlichkeit auf ihr Treffen mit dem Henker warten. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort