Bitterer Nachgeschmack

Nach langer und intensiver Prüfung haben die Gutachter dem ehemaligen Stadtwerke-Geschäftsführer Ewald Thisse endgültig Missmanagement im Fall des Parkhauses Ostallee, verbunden mit einem klaren Pflichtverstoß, nachgewiesen.

2,9 Millionen Euro sind unwiderruflich weg. Obwohl die Prüfer in den drei anderen untersuchten Fällen teils Hinweise, aber keine Beweise für ein weiteres Fehlverhalten Thisses fanden und dem Aufsichtsrat insgesamt einen Persilschein ausstellen, verrät ihr sechsseitiges Resümee zwischen den Zeilen noch einiges mehr. Von "negativen Ergebnisbeiträgen" ist beim City-Parkhaus die Rede, womit nichts anderes gemeint ist, als dass bislang zwei Millionen Euro futsch sind, Ende offen. Ferner haben tausende Stromkunden in der Vergangenheit wohl überhöhte Rechnungen bezahlen müssen. Offenkundig wird das unsägliche Gebaren Ewald Thisses in der Unternehmensführung. Er hielt es mehrfach nicht für notwendig, den Aufsichtsrat zu informieren und machte es ihm damit unmöglich, sachgerecht zu entscheiden. Kritikern und sogar Ratgebern gegenüber zeigte er sich borniert, schlug interne wie externe Warnungen in den Wind - um dem Konzern dann mit einem bemerkenswerten Verhandlungsungeschick wirtschaftliche Nachteile zu bescheren. Die dringend notwendige und vom TV stets geforderte Aufklärung ist - erfreulicherweise öffentlich - geleistet worden. Es bleibt jedoch ein bitterer Nachgeschmack, denn die 500 000 Euro teure Sonderprüfung führt zu keinen Konsequenzen außer einer gesteigerten Sensibilität. Der Aufsichtsrat mit Oberbürgermeister Helmut Schröer an der Spitze hat mit der Mehrheit von CDU und UBM die offensichtliche Inkompetenz Thisses mehrfach stillschweigend und nachträglich gebilligt. Mit der Entlastung für das Geschäftsjahr 2000 sind Schadensersatzansprüche unmöglich gemacht worden. Dass sich niemand die Frage nach der politischen Verantwortung stellt, kann deshalb nicht überraschen. f.giarra@volksfreund.de

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