Brav abnicken

Rechtslage hin oder her, in Sachen Atomgeschäfte haben sich die Grünen wieder einmal vom roten Kanzler geschmeidig über den Tisch ziehen lassen. Jetzt mosern sie also und rufen lautstark in alle Welt ihr politisches Nein zu den Exporten nach China und Finnland.

Wahrlich ein bisschen spät, aber genau das hat seine Gründe. Denn der ganze Vorgang, der bald nur noch ein Sturm im rot-grünen Wasserglas sein wird, wirft ein bezeichnendes Licht auf das Innenverhältnis der Koalitionäre. Die Grünen werden von Gerhard Schröder in letzter Zeit auffallend oft zum Anhängsel degradiert - da zeigt sich des Kanzlers Basta-Mentalität. Erst der neue Kurs in der Bioethik, dann die großzügigen Versprechungen Schröders für die Steinkohle oder nun die Atomgeschäfte, stets stellt der Regierungschef seinen kleinen Partner vor weitestgehend vollendete Tatsachen. Abnicken lautet dann die Parole. Und was passiert? Die Grünen entrüsten sich künstlich, um dann wirklich auch brav abzunicken. Peinlich. Von Durchsetzungskraft fehlt der Partei momentan jede Spur. Trotz eines medienwirksamen Krisengesprächs in Sachen Atomstreit - auch Übervater Joschka Fischer ist doch schon lange lieber nur Außenpolitiker, als in mühsamer Kleinarbeit grüne Inhalte gegen rote Alleingänge zu verteidigen. Noch stehen die Grünen in den Umfragen eben gut da angesichts der Schwäche der SPD. Das kann sich aber schnell ändern, wenn man weiterhin so leichtfertig mit eigenen Überzeugungen umgeht. Und den Kanzler einfach schalten und walten lässt. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort