Buch mit Nachgeschmack

Manchem Beobachter war es unangenehm, der Buchvorstellung der ehemaligen CDU-Schatzmeisterin Brigitte Baumeister beizuwohnen. Es wurden despektierliche Fragen gestellt ("Waren Sie verliebt in Wolfgang Schäuble?

"), und Spekulationen nach einem "Verhältnis" genährt. Es war nicht immer appetitlich. Baumeister hat die Peinlichkeiten, zum Verdruss der CDU, in Kauf genommen. Der Drang, sich in Buchform zu erklären, und mit harschen Vorwürfen kalte Rache an Schäuble zu üben, war stärker. Es ist natürlich legitim, wenn die tief gestürzte Ex-Spitzenpolitikerin der CDU ihre Sicht der Spendenaffäre vermitteln will. Auch Altkanzler Helmut Kohl und Schäuble haben ihre Version in Buchform geschildert. Und doch bleibt bei Baumeister ein Nachgeschmack. Einmal aufgrund pikanter Andeutungen wegen des einst sehr engen Vertrauensverhältnisses zu Schäuble; zum zweiten aufgrund des Termins der Veröffentlichung. Liegt es ihr wirklich fern, Schäuble als Kandidat für das Präsidentenamt zu verhindern? Auch in diesem Buch nimmt die groteske Form der Spendenaffäre ihre Fortsetzung: Es ist überflüssig und hilfreich zugleich: Überflüssig, weil die wesentlichen Fakten längst bekannt sind. Hilfreich, weil bis heute nicht geklärt ist, wer die Wahrheit sagt. Der Fall Schäuble/Baumeister ist ein Lehrbeispiel für die fatale Verstrickung, in die Menschen geraten können, wenn persönliche und politische Interessen mit Machtinteressen kollidieren. nachrichten.red@volksfreund.de

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