Bush und das "Buddy"-Prinzip

US-Präsident George W. Bush hält trotz Skandalmeldungen stur an politischen Freunden fest - wie derzeit im Fall des Weltbank-Chefs Paul Wolfowitz, der zu einer internationalen Belastung geworden ist.

Washington. Zu den engen Freunden von US-Präsident George W. Bush zu zählen, ist derzeit nicht unbedingt eine Auszeichnung. Das erfährt derzeit Justizminister Alberto Gonzales, der Bush schon während dessen Amtszeit als Gouverneur von Texas bei Paragrafen-Fragen das Händchen gehalten hat. Ginge es nach führenden Republikanern in Washington, hätte Gonzales schon längst seine Koffer gepackt. Denn bei seiner Anhörung vor einem Senatsausschuss, der Licht in die umstrittene Entlassung von acht offenbar politisch missliebigen Bundesanwälten bringen soll, bot er letzte Woche eine blamable, zumeist auf "Ich kann mich nicht erinnern"-gestützte Aussage-Leistung. Am Sonntag forderte der republikanische Senator Arlen Specter noch einmal - vergeblich - den Kopf des Ministers: Gonzales sei "ohne Zweifel schlecht für das Justizministerium". Doch Bush hält ihm weiter eisern die Treue. Das gilt auch für Karl Rove, den wichtigsten Berater des Präsidenten. Sein Name fehlte zuletzt bei so gut wie keiner Skandalschlagzeile in der Regierungshauptstadt, doch auch der letzte "faux pas" soll - geht es nach dem Wunsch Bushs - keinerlei Konsequenzen haben. Denn obwohl es eine festgeschriebene Regel ist, dass Mitarbeiter des Weißen Hauses ihre dienstlichen E-Mails nicht löschen dürfen, fehlen bei Rove plötzlich vier Jahre Korrespondenz. Damit dürfte es auch unmöglich sein, die Rolle von "Bushs Gehirn" - wie Rove oft genannt wird - bei der Entlassung der Bundes-Staatsanwälte genau nachzuvollziehen. Konsequenzen muss er jedoch nicht befürchten: Der Präsident hielt schon in der "CIA-Affäre" zu ihm, als Rove nur knapp einer Anklage entkam, nachdem die für die CIA tätige Ehefrau eines Kritikers des Irak-Krieges bewusst durch Mitarbeiter des Weißen Hauses enttarnt worden war und dadurch ihre Arbeit als verdeckte Ermittlerin nicht mehr fortsetzen konnte. Der frühere Stabschef von Bush-Vize Dick Cheney, Lewis Libby, wurde stattdessen verurteilt und - wie seine Anwälte sagen - zum Sündenbock gemacht. Dem "Buddy"-Prinzip - also dem Festhalten an unverbrüchlicher Freundschaft trotz dicker Skandal-Schlagzeilen - erfreuen sich manche auch nach dem Ausscheiden aus offiziellen Regierungsämtern. Paul Wolfowitz, der frühere Stellvertreter des mittlerweile pensionierten Verteidigungsministers Donald Rumsfeld, gilt als einer der Chefplaner der Irak-Invasion - und genießt ebenfalls weiter das schier unerschütterliche Vertrauen Bushs, nachdem er es sich mit den meisten der 10 000 Mitarbeitern der Weltbank verscherzt hat. Wolfowitz, der das Institut seit 2005 als Präsident leitet, wird mittlerweile nicht nur vom Betriebsrat, sondern zahlreichen außen Stehenden wie beispielsweise der deutschen Entwicklungshilfe-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zum Rücktritt gedrängt. Der Grund: Er hatte seiner Lebensgefährtin eine Beförderung und saftige Gehaltserhöhung verschafft. Diese Aktion eines Mannes, der mit dem Vorsatz bei der Weltbank angetreten war, die Korruption im internationalen Geldverleih auszumerzen, kam nicht gut an. Da Bush jedoch weiter keinen Grund zur Intervention sieht, obwohl die USA traditionsgemäß den Chef der Weltbank aussuchen, wird sich das Schicksal von Wolfowitz nun wohl demnächst durch das Votum des Bank-Direktoriums entscheiden.

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