Bushs Geste

Klüger geworden durch die Nachkriegs-Erfahrungen im Irak hat US-Präsident Bush seine Trotzphase beendet und dem Bundeskanzler die Hand zur Versöhnung gereicht. Der Kriegsherr dankt dem Friedensfürst, wer hätte das gedacht!Überraschend ist neben demZeitpunkt vor allem die überschwängliche Art, mit der Bush das internationale Engagement des ungeliebten Quertreibers aus "old Europe" lobpreiste. Damit ist klar: Man will sich wieder arrangieren.Bush demonstriert mit seiner Geste nicht nur, dass er über seinen Schatten springen kann, wenn die Lage es erfordert; er weiß auch Deutschlands Beitrag im Kampf gegen den Terrorismus zu würdigen. In der Tat leistet die Bundeswehr hervorragende Arbeit in Afghanistan, und die Bereitschaft, über Kabul hinaus Verantwortung übernehmen zu wollen, wird Berlins Ansehen in der Welt weiter stärken.Der eigentliche Grund für Bushs Entgegenkommen ist aber ein anderer: Die große Supermacht braucht die zentrale Mittelmacht Europas, weil Amerika alleine im Irak nicht mehr zurecht kommt. Eine späte Genugtuung für Schröder, der seit seinem Antikriegs-Feldzug von den USA zeitweise wie ein Aussätziger behandelt wurde.Gewiss werden Bush und Schröder keine persönlichen Freunde mehr werden, aber darauf kommt es auch nicht an. Wichtig ist allein, dass die beiden im September bei den Vereinten Nationen in New York die Friedenspfeife rauchen. Dann klappt's auch wieder mit den transatlantischen Beziehungen. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort