Bushs Hoffnungen

Nach einem peinlich-langsamen Start in den ersten Tagen der Tsunami-Katastrophe bilden die USA nun einen wesentlichen Bestandteil der internationalen Hilfs-Offensive. Mittlerweile stehen rund 350 Millionen Dollar aus staatlichen Mitteln zur Verfügung, während ein ungewöhnliches Duo erfolgreich für private Spenden trommelt: Bill Clinton und George Bush, der Vater des amtierenden Präsidenten.

Dass das Weiße Haus nun dem Thema endlich höchste Priorität widmet, soll auch der gestrige Besuch von Außenminister Colin Powell in den Krisengebieten verdeutlichen, bevor er heute an der internationalen Konferenz zur Katastrophenhilfe in Jakarta teilnimmt. Diese Entwicklung sollte am Ende das zunächst vorhandene politische Missmanagement in den Hintergrund drängen - zumal die Bilder, die jetzt an die Weltöffentlichkeit dringen, zumindest kurzfristig einen Imagegewinn für den US-Präsidenten versprechen. Nach den Aufnahmen des Folter-Skandals von Abu Gohreib könnten nun beständige Bemühungen zur Linderung der Not ausgerechnet in einer Region Früchte tragen, die für die amerikanische Antiterror-Strategie von großer Bedeutung ist. Insbesondere Indonesien, überwiegend von Moslems bewohnt, steht dabei im Rampenlicht. Colin Powell bemühte sich auch deshalb erst gar nicht, derartige Hoffnungen zu verbergen. Seine These lautet nun ebenfalls, nachdem die US-Medien zuvor tagelang auf diese einmalige Chance hingewiesen hatten: Humanitäre Hilfe wirke der Unzufriedenheit entgegen, die eine Wurzel des Terrorismus sein könnte. In diesem Satz könnte der Schlüssel für die Regierungspolitik George W. Bush in seiner zweiten und letzten Amtszeit liegen - wenn, ja wenn die Aussage tatsächlich als strategisches Element adoptiert wird und nicht nur das Lippenbekenntnis eines bald ausscheidenden Außenministers darstellt, der mit den "Falken" in Washington oft überkreuz lag. Um glaubwürdig zu sein, wird das Weiße Haus nun zunächst in naher Zukunft das Budget für die Tsunami-Opfer weiter deutlich aufstocken müssen. Denn 350 Millionen Dollar verblassen immer noch deutlich gegenüber einem Militärengagement im Irak, das nach Berechnungen des US-Kongresses am Ende gut 200 Milliarden Dollar kosten könnte. nachrichten.red@volksfreund.de

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