Chance statt Problem

In Deutschland ist eine Frau, die ihrem Unternehmen mitteilt, dass sie schwanger ist, ein Fall für den Personalchef. In anderen Ländern freut sich der Chef mit ihr und spendiert ihr einen Sekt. Das ist - vielleicht etwas überspitzt dargestellt - derzeit die Situation in vielen Betrieben.

Schwangerschaft wird als Problem betrachtet, als Arbeits- und Produktionsausfall. Vielerorts steht Familienfreundlichkeit lediglich auf dem Papier, doch bei der Umsetzung hapert es. Doch vertraut man der Studie des Baseler Prognos-Institut, zahlt sich Familienfreundlichkeit in Euro und Cent aus. Daraus ergibt sich eine einfache betriebswirtschaftliche Rechnung: Die notwendigen Investitionen machen sich bezahlt durch motiviertere und qualifiziertere Mitarbeiter, weniger Ausfallzeiten und einem besseren Image. Allerdings wird bei der Diskussion der Fokus noch immer zu sehr auf Eltern von jungen Kindern gelegt. Was meistens noch völlig ausgeblendet wird, ist, dass angesichts der zunehmenden Vergreisung der Gesellschaft immer mehr Beschäftigte pflegebedürftige Angehörige haben und daher auch auf flexible Arbeitszeiten und Verständnis des Chefs angewiesen sind. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird künftig zum Wettbewerbsvorteil von Unternehmen. Betriebe, die in Frauen nur potenzielle Ausfälle und in Müttern (oder Vätern) eine Anhäufung von Fehlzeiten sehen, bleiben nicht mehr konkurrenzfähig. Dazu ist allerdings Flexibilität notwendig, und zwar von Seiten der Unternehmen. Die Flexibilität, die sie von ihren Mitarbeitern verlangen, müssen sie auch an den Tag legen, um Familienfreundlichkeit umzusetzen. b.wientjes@volksfreund.de

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