Chance verspielt

Es gibt Augenblicke, die eine politische Karriere definieren - und auch das Überleben oder Scheitern im Amt mitbestimmen können. George W. Bushs Auftritt vor der Presse am Mittwoch, übertragen in Millionen US-Haushalte, war ein solcher Moment - zu einer Zeit, wo angesichts des Chaos‘ im Irak den Menschen jede Menge Fragen unter den Nägeln brennen und Bushs Popularität einen unaufhaltsamen Sinkflug angetreten hat.

Hier gegenzusteuern, war die deutliche Absicht des Präsidenten. Doch George W. Bush ist an dieser Herausforderung zu einem kritischen Zeitpunkt seiner Amtszeit mit Pauken und Trompeten gescheitert. In seinen Aussagen meist defensiv und zögerlich, oft ausweichend, sich an bekannten Phrasen entlang hangelnd und zu keiner einzigen Fehler-Einsicht bereit, verpasste er die Chance zu einem politischen Befreiungsschlag. Nicht nur Amerikas Wähler werden deshalb weiter rätseln: Wem werden die Koalitionstruppen am 30. Juni eigentlich offiziell die Macht übergeben? Wie sieht die künftige Rolle der internationalen Gemeinschaft aus? Wie lange werden US-Soldaten noch im Irak bleiben, und mit welcher Taktik soll die brisante Lage beherrscht werden? Bush hat jetzt erstmals eingeräumt, dass er seine politische Zukunft eng mit den Entwicklungen im Irak verknüpft sieht. Im November werden die Wähler über eine zweite Amtszeit entscheiden. Doch die Chancen des Texaners dürften nun weiter geschrumpft sein. nachrichten.red@volksfreund.de

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