Charme und Chance
Man muss nicht jedem Trend blind hinterherlaufen. Aber wenn sich eine reelle Chance bietet, die eigenen Möglichkeiten handfest zu verbessern, wäre es dumm, nicht zuzugreifen. Das ist der Stand der Dinge, wenn es um den Ausbau der Kontakte zwischen der Region Trier und China geht.
Ohne eigenes Zutun hat Trier einen elementaren Standort-Vorteil, weil jedes Kind zwischen Peking und Schanghai die Geburtsstadt von Karl Marx kennt. Das wiegt offenbar so viel, dass selbst eine Metropole wie Xiamen Interesse an einer Partnerschaft hat. Andere in Deutschland müssen sich mühsam eine Braut im Reich der Mitte suchen, für Trier steht schon eine vor der Tür, eine äußerst attraktive sogar. Mag sein, dass manchen der Größenunterschied schreckt. Aber das Zahlenverhältnis Deutschland-China ist nun mal meist 1:20, Städte in der Einwohner-Kategorie von Trier sind dort Dörfer und kommen für Partnerschaften nicht infrage. Wenn Trier den Chinesen groß und wichtig genug ist, warum sollte man diese Frage hier zu Lande problematisieren? Selbst ursprüngliche Skeptiker wie der Trierer China-Experte Professor Pohl haben inzwischen den Charme und die Chance entdeckt, die in einer Xiamen-Partnerschaft stecken. Und die Uni betätigt sich mutig als Vorreiter. Dort hat man begriffen, dass der Vorteil für Trier nicht ewig währt angesichts der Tatsache, dass man anderswo in Deutschland schneller und entschiedener vorangeht. Es gibt nichts zu verlieren. Es sei denn, die üblichen Erbsenzähler rechnen die - gemessen an den Perspektiven minimalen - Kosten einer Delegationsreise hoch. Es gibt aber viel zu gewinnen, nicht nur für die Stadt Trier. Warum nicht die Region in eine Partnerschaft einbinden? Trier als Anlaufstelle für Chinesen, Xiamen als Brückenkopf für Unternehmen aus der Region: Das klingt spannend. Gar nicht zu reden von Trier als Standort für eines der "Konfuzius-Institute" (ähnlich dem deutschen Goethe-Institut), das die Chinesen planen. Möglichkeiten in Hülle und Fülle. Aber wer zu spät kommt... d.lintz@volksfreund.de
