China als Schlüssel

Der Krieg im Irak hat in den vergangenen Wochen verdrängt, dass Nordkorea eine wesentlich größere Bedrohung für die Interessen der USA darstellt, als es das gestürzte Regime von Saddam Hussein jemals war.

Die Stalinisten in Pjöngjang stehen kurz davor, einen nuklearen Gemischtwarenhandel zu eröffnen, und an weltweiten Handelspartnern dürfte es dem sich ökonomisch am Abgrund befindlichen Land nicht mangeln. Was also tun, Washington? Vor Beginn der Irak-Invasion wurde Nordkorea vom Weißen Haus gerne als Musterbeispiel für die Bedeutung eines präventiven Waffenganges angeführt: Wenn Bagdad erst einmal so aufgerüstet sei wie die Truppen Kim Jong Ils, seien militärische Optionen vermutlich zu riskant. Auch wenn die USA vor dem Auftakt der jetzt begonnenen Gespräche weiter mit dem Säbel rasselten, spricht derzeit also wenig für eine militärische Eskalation derKrise. Viel wahrscheinlicher ist, dass China eine Schlüsselrolle auf dem vermutlich mühevollen Weg zur Entspannung der Lage einnehmen wird. Denn irgendwann wird auch Peking einsehen müssen, dass die atomaren Pläne des armen Nachbarn nicht nur Amerika, sondern auch Asien bedrohen. Eine Fortführung des Nuklearprogramms könnte in der Region eine Aufrüstungsspirale in Gang setzen, die am Ende Chinas Ambitionen auf eine Führungsrolle in Asien unterminieren würde. Dieses Peking klar zu machen, sollte nun Hauptanliegen der US-Regierung sein. Denn wenn ein Land Nordkorea beeindrucken kann, dann ist es China. Dessen Energie- und Lebensmittellieferungen halten nicht nur ein ganzes Volk, sondern auch ein Regime am Leben. nachrichten.red@volksfreund.de

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