Clements Kraftprobe

InSachen Kündigungsschutz singt im rot-grünen Gesangsverein fastjeder, wie er will. Grundsätzlich ist das ja nichts Neues. Gehtes um Reformen, plappern die Koalitionäre gerne uneinheitlichdrauf los. Dass dadurch allerdings ein Thema zerredet wird,scheint niemanden zu interessieren. Mit diesem Phänomen muss auch Wolfgang Clement derzeit leben. Der Superminister hat jedenfalls seine Gründe gehabt, warum er mit Billigung des Kanzlers eine Lockerung des Kündigungsschutzes auf die Agenda setzte. Nicht, weil damit das Allheilmittel gegen die Misere auf dem Arbeitsmarkt gefunden wäre - man darf auch mal getrost zu bedenken geben, ob Veränderungen beim Kündigungsschutz in der jetzigen wirtschaftlichen Lage nicht eher zu Personalabbau statt zu Mehreinstellungen führen würden. Nein, Clement sucht die Kraftprobe mit den starken Gewerkschaften und ihren Helfern in der SPD-Fraktion. So wie einst übrigens beim Ladenschluss. Es geht dem Minister schlicht und einfach um die Frage, ob diese Koalition reform- und durchsetzungsfähig ist gegen all die Lobbyisten. Deswegen auch seine indirekte Rücktrittsdrohung vom Wochenende. Auf die Antwort muss Clement allerdings noch ein wenig warten. Dazu sind die Signale nicht nur aus seiner Partei und seitens der Gewerkschaften zu widersprüchlich. Sondern auch die des Kanzlers. Wenn er sich endlich klar positioniert hat, wird Clement wissen, ob seinem Aufstieg der Abstieg folgt oder nicht.

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