Das Kapital der Region

"Preußens Italien". Die Formel, auf die der Berliner Baumeister Karl-Friedrich Schinkel vor 180 Jahren seinen Eindruck vom Moselland brachte, hat es in sich. Sie umreißt die Vorzüge, von denen die Region noch heute zehrt, und ein Potenzial, das bei weitem nicht ausgeschöpft ist.

Die neuesten Besucher-Ergebnisse zeigen es: Trier und das Moselland, mit einigen Einschränkungen auch Eifel und Hunsrück sind für Besucher aus ganz Europa attraktiv. Holländer, Nord- und Ostdeutsche und Skandinavier werden vom Dreiklang aus mildem Klima, Altertümern und Kultur angezogen. Spanier und Italiener kommen, weil in Trier trotz seiner mediterranen Atmosphäre das Grün Mitteleuropas dominiert. Das ist eine spannende Kombination. Denn Stadt und Moselland bieten beiden Gruppen, was Touristen brauchen: Vertrautes und zugleich Neues, Erinnerung und Entdeckung. Das ist eine wichtige Voraussetzung für echte Erholung. Unverbildete Natur und fest gegründete Kultur, Erlebnis-Höhepunkte, eigene Aktivität und die Verfügung über die eigene Zeit sind für die gestressten und verunsicherten Menschen des Industriezeitalters lebenswichtig. Sie können damit ihre eigene, persönliche Mitte wiederfinden. Dafür sind Trier und das Moselland ideal. Die Chancen, sich als Urlaubsregion weiter zu entwickeln, stehen gut. Das setzt voraus, dass die touristische Politik mehr ins Visier nimmt als nur die aktuellen Übernachtungszahlen. Wer den Erholungswert der Region stärken will, muss mit dem besonderen, südländisch-mitteleuropäischen Charakter von Stadt und Umland sorgsam umzugehen. Da können Autobahnprojekte ebenso zur Diskussion stehen wie die Stadtarchitektur. Und selbstverständlich gehört der Sauf- und Billigtourismus zu den Sparten, die man nicht mehr eigens fördern muss. Die Region lebt vom Qualitätstourismus: Klima, Kultur, Geschichte, dazu Entspannung und Aktivität. Das ist ihr Kapital. m.moeller@volksfreund.de

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