Das Spiel mit dem Feuer

Über die Macht der Medien lässt sich sicherlich trefflich streiten. Ob die "vierte Gewalt im Staat" manchmal wirklich so viel Einfluss hat, wie sie gerne hätte, darf aber angezweifelt werden. Doch eines ist sicher: Medien beeinflussen erheblich die Meinungsbildung der Bürger.

Was sich einige Journalisten Mainzer Tageszeitungen erlaubt haben, darf getrost als Spiel mit dem Feuer bezeichnet werden. Die Motivationshilfe von Triers Trainer Paul Linz, die er nach dem Derby-Erfolg gegen den FSV Mainz verriet, war legitim. Man erinnere sich nur an den als Motivationskünstler gepriesenen Beinahe-Bundestrainer Christoph Daum, der Geldscheine an die Kabinentür heftete oder seine Spieler über glühende Kohlen laufen ließ. Der Erfolg heiligt im harten Geschäft Profi-Fußball die Mittel, und die waren im "Fall Linz" nun wirklich nichts Außergewöhnliches. Die eigenen Spieler mit Aussagen des Gegners über dessen Stärken oder die eigenen Schwächen zu konfrontieren und damit zu motivieren, ist vergleichsweise harmlos. Gefährlich sind dagegen die Kommentare und Äußerungen der Mainzer Journalisten und FSV-Verantwortlichen. Damit werden die Fans im eigenen Lager aufgewiegelt, und die werden diese Vorwürfe bis zum nächsten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften bestimmt nicht vergessen haben. Verantwortungsvolles Handeln sieht anders aus. Aber vielleicht wollen die Angestellten des Aufstiegskandidaten auch nur von eigenen Problemen ablenken: Die Enttäuschung nach dem verpassten Sprung auf Tabellenplatz zwei, zudem finanzielle Fragen hinsichtlich des Stadion-Ausbaus. Das mag ihnen in Mainz gelungen sein, rechtfertigt aber nicht persönliche verbale Angriffe auf Paul Linz, die weit unter die Gürtellinie gehen. s.strohm@volksfreund.de

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