Das blaue Wunder

Vor dem Freundschaftsspiel gegen Frankreich hat es der Stadionsprecher beschworen: "Gibt es nach dem 'Wunder von Bern' heute das 'Wunder von Schalke'?" Ja, das gab es, das blaue Wunder am schwarzen Samstag.

Deutschland wurde vom Europameister vorgeführt, demontiert, in Einzelteile zerlegt - und Teamchef Rudi Völler soll nach dem 0:3-Debakel aus dem Scherbenhaufen wieder ein Gesamt-Kunstwerk erschaffen, das bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal in vollem Glanz erstrahlt. Das wäre wiederum ein kleines Wunder. Denn das Problem gegen Frankreich war nicht das bloße Ergebnis: Es haben schon bessere Mannschaften als Deutschland gegen Frankreich verloren. Die Art und Weise schockiert: Von all den Floskeln und Phrasen, von "Gras fressen", "Eier zeigen", von "voller Offensive" blieb in der zweiten Halbzeit nichts übrig. Die Völler-Elf war gnadenlos unterlegen, nicht nur (wie erwartet) spielerisch, sondern auch kämpferisch. So wäre Deutschland nicht Weltmeister 1954 geworden, auch nicht Vize-Weltmeister 2002, und mit so einem Einsatz wird Deutschland ebenso jämmerlich in der EM-Vorrunde ausscheiden wie bei der EM 2000. Denn auch wenn es Wunder angeblich immer wieder geben soll - ganz ohne eigenes Zutun kommen sie nie. a.feichtner@volksfreund.de

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