Das falsche Signal

Was hatten SPD und Union nicht alles versprochen, um ältere Arbeitslose endlich wieder ins Erwerbsleben einzugliedern. Doch mit der Verlängerung der so genannten 58er-Regelung beschließt die große Koalition im Bundestag das glatte Gegenteil.

Um nicht missverstanden zu werden: Für den Betroffenen ist es natürlich deprimierend, sich regelmäßig bei der Arbeitsagentur melden zu müssen, ohne Aussicht auf Arbeit zu haben. Also spart er sich lieber die Mühe. Und zur "Belohnung" gibt es das ungeschmälerte Arbeitslosengeld. Unter dem gesellschaftspolitischen Blickwinkel ist dieses Signal jedoch verheerend. Fast 1,2 Millionen Menschen über 50 stehen derzeit auf der Straße. Mehr als die Hälfte aller deutschen Betriebe beschäftigen nur noch jüngere Arbeitnehmer. Diese Entwicklung wird nun erneut zementiert. Wie soll ein Unternehmen umdenken, wenn es die älteren Kollegen auf mehr oder minder elegante Weise loswerden kann? Dabei postuliert die Regierung gleichzeitig eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Die Rente mit 67 ist beschlossene Sache. Natürlich handelt es sich um einen langfristigen Plan. Aber der Widerspruch ist trotzdem offensichtlich. Und noch ein zweifelhafter Umstand kommt hinzu: Wer dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung steht, taucht auch in der Arbeitslosenstatistik nicht mehr auf. So lässt sich das schlechte politische Gewissen beruhigen. Immerhin machen zurzeit 23 000 über 58-Jährige von der Regelung Gebrauch. Anstatt verstärkt über Förderinstrumente nachzudenken, wird die ältere Generation aus dem Arbeitsleben entsorgt. Das ist die traurige Botschaft dieser Koalitionsentscheidung. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort