Das letzte Aufgebot

Der Verteidigungsminister zieht alle Register, um die Wehrpflicht zu erhalten. Künftig sollen Grundwehrdienstleistende für bewaffnete Auslandseinsätze ausgebildet werden. Das war bislang tabu. Außerdem werden die Rekruten künftig nach ihren beruflichen Fähigkeiten Verwendung finden.

Ein Fahrzeugschlosser würde zum Beispiel in einem Fuhrpark eingesetzt. Und Köche müssten nicht nochmals Fähigkeiten bei der Truppe lernen, die sie schon längst beherrschen. Peter Struck und seine Strategen versprechen sich von diesen Maßnahmen nicht nur finanzielle Ersparnisse, sondern auch eine höhere Attraktivität des Zwangsdienstes. Dieses Kalkül mag durchaus aufgehen. Eine Erhaltung der Wehrpflicht bis zum Sankt Nimmerleinstag lässt sich daraus aber nicht ableiten. Nach wie vor wird nur ein Bruchteil jedes Männerjahrgangs im wehrpflichtigen Alter zum Dienst an der Waffe gerufen - der Grund liegt in der mangelnden Finanzausstattung des Wehr-Etats. Die Wehrpflicht steht daher allein schon aus Gründen der Wehrgerechtigkeit in Frage. Natürlich stimmt Strucks Einwand nachdenklich, dass die Folterungen durch US-Soldaten im Irak alles andere als eine Empfehlung für eine Berufsarmee sein können. Der massive Eingriff in die Persönlichkeitsrechte junger Männer lässt sich trotzdem nicht wegdiskutieren, zumal der Ost-West-Konflikt längst der Vergangenheit angehört und die sicherheitspolitische Geschäftsgrundlage für eine Wehrpflicht entfallen ist. Die Zeichen deuten auf eine Freiwilligen-Armee. Strucks letztes Aufgebot wird daran nichts ändern. nachrichten.red@volksfreund.de

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