Das letzte Gefecht

Mit den neuen Vorschlägen, die weit gehend auf bereits in der Vergangenheit gescheiterten Rezepten beruhen und als wichtigstes Element eine Truppenverstärkung und mehr Freiheit für die Kommandeure vor Ort beinhalten, ignoriert US-Präsident George W. Bush nicht nur die Mehrheit der Bürger und die von ihm selbst einberufene Irak-Studiengruppe, sondern auch den von den Demokraten dominierten Kongress und sogar den Ratschlag führender Generäle.

Es wäre erträglicher, wenn sich diese Sturheit auf Fakten oder Insider-Wissen stützt und tatsächlich eine Wende zu friedlicheren, besseren Zeiten als Licht am Horizont schimmert. Doch die wahrscheinlichste Entwicklung wird sein, dass es lediglich mehr Leichensäcke und mehr schwer Verwundete geben wird, die aus dem Irak zurückkehren werden. Denn es gibt kein überzeugendes Argument dafür, dass die Iraker in absehbarer Zeit allein mit einem schwer zu fassenden Feind in einer Fünf-Millionen-Stadt fertig werden, in der fast jede Familie eine Kalaschnikow im Schrank hat, und in der ethnische Spannungen längst den Status eines Bürgerkriegs erreicht haben - von anderen Unruhe-Provinzen ganz zu schweigen. Kaum vorstellbar, dass es der Opposition und den Kriegsmüden in den USA früher gelingt, Bush an die bitteren Lehren aus Vietnam zu erinnern und doch noch zu einem schnellen Schlussstrich unter den Feldzug zu bringen. Für den Texaner ist der Irak-Krieg zu einer Frage der persönlichen Ehre geworden - daran kann auch nichts ändern, dass er für Fehler erstmals persönlich die Verantwortung übernahm. Bush beharrt weiter darauf, dass ein Rückzug zum jetzigen Zeitpunkt katastrophal für den Irak wäre - und will in den Geschichtsbüchern partout nicht mit diesem Brandfleck versehen werden. Doch 21 500 mehr Soldaten und einige Milliarden Wirtschaftshilfe werden diese bittere Bilanz nur hinauszögern, aber nicht abwenden können. nachrichten.red@volksfreund.de

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