Demagogisches Spiel

Der PDS lässt sich manches vorwerfen. Dass sie am braunen Rand nach Stimmen fischt, galt jedoch bislang als unvorstellbar. Wenn es um die Rechtsaußen von NPD oder DVU ging, wussten sich die SED-Nachfolger stets glasklar abzugrenzen. Diese Linie scheint nun zu verschwimmen.

Der PDS lässt sich manches vorwerfen. Dass sie am braunen Rand nach Stimmen fischt, galt jedoch bislang als unvorstellbar. Wenn es um die Rechtsaußen von NPD oder DVU ging, wussten sich die SED-Nachfolger stets glasklar abzugrenzen. Diese Linie scheint nun zu verschwimmen. Oskar Lafontaine, neben Gregor Gysi der Hoffnungsträger eines neuen bundesweiten Linksbündnisses, denkt gar nicht daran, seine empörende Bemerkung über die "Fremdarbeiter" fallen zu lassen. Im Gegenteil. Er setzt noch eins drauf, indem er das Nazi-Regime zur rassistischen, nicht aber zur fremdenfeindlichen Veranstaltung erklärt. Die krude Logik müsste demnach lauten, dass, wer die Rassengesetze erlassen hat, womöglich sogar ein Fremdenfreund war. Allein schon die Diskussionsebene ist an Schizophrenie kaum zu überbieten. Und die PDS? Von einigen entsetzten Äußerungen aus der zweiten Reihe abgesehen, laviert man dort. Parteichef Lothar Bisky übt sich in halbseidener Distanzierung, die deshalb umso kläglicher ausfällt. Die demoskopische Aussicht auf ein Sensationsergebnis von bis zu elf Prozent bei der vorgezogenen Bundestagswahl hat die Parteiführung offenbar trunken gemacht. Wer die braunen Einsprengsel verharmlost, der sollte auf die Reaktionen der Rechtsaußenparteien achten. "Lafontaine übernimmt NPD-Forderungen", heißt es dort in einer Mischung aus Genugtuung und Bangen um die eigene Bedeutung. Die PDS treibt ein demagogisches Spiel. Sich um NPD-Wähler zu kümmern, kann sich nicht darin erschöpfen, deren Parolen zu übernehmen. So einfach darf es die PDS dem selbst erklärten Volkstribun Lafontaine nicht machen. Als Linkspartei hätte sie jedenfalls ausgedient. nachrichten.red@volksfreund.de

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