Demokratie und Egoismus

Der eine will neue Konjunkturprogramme, der andere nennt dies "Schwachsinn". Politiker A plädiert für rasche Steuersenkungen, Politiker B lehnt dies ab. Jener Interessenvertreter möchte den Kündigungsschutz rasieren, dieser Sachverständige fordert höhere Löhne, wogegen ein dritter Experte nachdrücklich protestiert.

"Kakophonie" hat der Bundeskanzler diese öffentliche Meinungsvielfalt einmal genannt. Der Begriff ist nicht ganz richtig. Treffender wäre: Demokratie. Nun ist die Demokratie tatsächlich eine schwierige Staatsform - aber es gibt keine bessere. Insofern müssen wir damit leben, dass jeder seinen Senf dazu geben will, wie dem lahmen Gaul Konjunktur Beine gemacht werden sollen. Deshalb müssen wir auch die rot-grünen Reformversuche aushalten, stets bemüht, das Beste daraus zu machen. Allerdings genügen weder Engagement noch guter Wille der Bürger, um der Misere Herr zu werden. Denn entscheidend sind die Entscheider. Solange die Manager der Krankenkassen nur bei der Beitragssenkung zögern, nicht aber bei ihrer eigenen Gehaltserhöhung, bleiben die Sozialabgaben hoch. Solange die Bosse nur auf den Börsenkurs starren und auch gewinnträchtige Unternehmen mit Investitionen geizen, tut sich nichts auf dem Arbeitsmarkt. Solange unsere Politiker das ganze Drama dazu nutzen, um ihre Parteisüppchen zu kochen, wird sich wenig ändern in dieser Republik. Und so gibt es noch einen weiteren Begriff, der die Situation am Standort Deutschland beschreibt: Egoismus. nachrichten.red@volksfreund.de

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