Den Familien mehr vertrauen

Das Problem an der aktuellen Debatte um die Familienpolitik ist ihre Aufladung mit politischer Ideologie und persönlichen Emotionen. Viele meinen, sie müssten allgemeinverbindlich vorgeben, was denn die richtige Art des Umgangs mit Kindern in ihren frühen Lebensjahren sei.

Dabei kann man doch nur eines wirklich sagen: Es gibt keine Patentrezepte. Da sind Kinder, die eine möglichst lange und intensive Betreuung durch ein Elternteil brauchen, um zu gedeihen. Und Eltern, die gerne und überzeugt zu Hause bleiben. Für andere Kinder ist frühe Selbstständigkeit und viel Kontakt mit anderen Kindern der richtige Weg. Und manche Eltern würden unglücklich ohne Arbeit. Da sind Kinder, deren Eltern vielleicht sogar beide zu Hause sind, und bei denen trotzdem die Glotze die Erziehungübernimmt. Und Eltern, die stramm berufstätig sind und ihre Kinder dennoch gut betreuen. Die Entscheidung, was richtig ist für die jeweilige Familie, steht keiner Behörde zu, keiner Ministerin und zu allerletzt irgendeinem Bischof. Die Familie muss sie selbst fällen. Die meisten bei uns tun das vernünftig und verantwortungsbewusst, sonst würden nicht 90 Prozent aller Kinder später erfolgreich einen Platz im Leben finden. Ein Faktum, das in der allgemeinen Hektik viel zu oft vergessen wird. Der Staat hat die Aufgabe, Entscheidungsfreiheit zu schaffen. Will heißen: Er muss dafür sorgen, dass ein Elternteil, das zu Hause bleiben will, nicht arbeiten gehen muss, um den elementaren Lebensunterhalt für die Familie sicher zu stellen. Und er muss dafür sorgen, dass ein Elternteil, das arbeiten gehen will, nicht zu Hause bleiben muss, weil keine Betreuungsmöglichkeiten existieren. Nicht mehr, nicht weniger. Und er darf, logisch, das eine nicht auf Kosten des anderen finanzieren. In Deutschland hat seit der Nachkriegszeit das "Modell Zuhausebleiben" dominiert - nicht zuletzt dank der Kirche. Etliche wollen das nicht mehr. Punkt. Dass es jetzt großen Nachholbedarf bei Betreuungsangeboten gibt, ist keine Frage. Klar muss aber auch sein, dass es keine Zwangsmaßnahme in Form einer allgemeinen Kindergarten- oder Vorschulpflicht gibt, die Eltern entmündigt. Vorsicht auch beim Aufbau flächendeckender Betreuungs-Apparate. Warum nicht auch Eltern-Initiativen fördern, die in Eigenregie Betreuung organisieren - schon aus Kostengründen. Denn das ist auch klar: Mehr Hilfe für Familien erfordert so oder so mehr Geld. Und das werden vorrangig diejenigen aufbringen müssen, die keine Kinder in der Erziehungsphase haben. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort