Der Herbst des Patriarchen

Zwischen Israelis und Palästinensern geht es zu wie unter rivalisierenden Pavianen: Es regiert das Gesetz des Dschungels; der Stärkere hat Recht, wer unterliegt, ordnet sich unter. Oder verschwindet.

So lange Alpha-Männchen wie Ariel Scharon und Jassir Arafat aufeinander losgehen, ändert sich wenig an der fatalen Gemenge-Lage. Die beiden Widersacher sind beratungsresistent - Quadratschädel mit der Mentalität von Neandertalern, unfähig zum Friedensschluss. Erst wenn ihre Ära vorbei sei, orakeln die Gelehrten, könne der Konflikt womöglich beigelegt werden. Dieser Zeitpunkt rückt näher. Scharon markiert nach wie vor den kraftmeiernden Rambo. Er schert sich nicht um die restliche Menschheit. Die Mauer im Westjordanland einreißen? Kommt gar nicht in Frage! Das Völkerrecht? Pah! Eine Resolution der Vereinten Nationen? Uninteressant! Derlei Kleinkram walzt der israelische Bulldozer platt. Die Palästinenser bleiben im Gulag eingesperrt. Basta. Ex-Terrorist Arafat dagegen wirkt kleinlaut, müde, ungewohnt defensiv. Er murkst herum, um seinen Ruf zu retten. Doch dafür ist es zu spät: Der Revolutionär ist gescheitert. Lange verehrten ihn die Palästinenser als Symbol ihrer nationalen Identität, sie staunten ihn an wie die Urhorde den schwarz aufragenden Monolithen in der Film-"Odyssee im Weltraum". Und nun: Götterdämmerung. Arafat, Präsident eines Volks ohne Staat, entpuppt sich als schnöder Raffzahn, der offenbar Millionen aus der Entwicklungshilfe (finanziert auch von deutschen Steuerzahlern) beiseite schaffte, in seine Günstlingsherrschaft pumpte - oder schlicht seiner Gemahlin ins Exil nach Paris überwies. Der gewiefte Volksheld im wirklichen Leben ein korrupter Abzocker? Das beschämt westliche Politiker, die ihn unterstützten. Und alle Palästinenser, die sein Konterfei an ihre Hauswände klebten. Der Herbst des Patriarchen ist angebrochen. p.reinhart@volksfreund.de

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