Der Preis des freien Marktes

Wer bestellt schon einen Maßanzug beim Schneider? Was heute in den Kleiderschränken liegt, wurde größtenteils in Billiglohnländern zusammengenäht. Obwohl die Verbraucher wissen, dass die Hose von der Stange nicht so perfekt sitzt wie die individuell geschneiderte.

Und obwohl ihnen bewusst ist, dass in vielen Kleiderfabriken Asiens ausbeuterische Arbeitsbedingungen herrschen. Das mag man bedauern, ändern lässt es sich nicht. Von diesem Abwägen der Verbraucher zwischen Qualität und Produktionsumständen auf der einen Seite und dem Preis auf der anderen wird die Kette McZahn profitieren, die mit ihrem Billig-Zahnersatz aus China den deutschen Gesundheitsmarkt aufmischen will. Kein Wunder, dass vor allem die Zahntechniker aufschreien: Sie sehen, völlig zu Recht, das Schicksal auf sich zukommen, das in den vergangenen Jahren bereits viele andere Branchen erfasst hat: Billig-Konkurrenz aus dem Ausland verdrängt deutsche Traditionsbetriebe. Was für die betroffenen Arbeitskräfte und ihre Familien persönliche Tragödien bedeutet, ist der Preis für den immer wieder geforderten Wettbewerb im Gesundheitswesen. Der Preis für einen freien Markt, der es Patienten erlauben wird, zu wählen: Wollen sie Zahnersatz "Made in Germany" auf höchstem Niveau? Oder nehmen sie Abstriche in Kauf, wenn sie einige hundert Euro sparen können? All denen, die vor Qualitätseinbußen warnen, können die Gesetze des Marktes zugleich ein Trost sein: Denn sollte bei McZahn tatsächlich die Qualität zu wünschen übrig lassen, wird die AG schnell wieder verschwunden sein. i.kreutz@volksfreund.de

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