Der Realität stellen

Es ist so einfach: Per Maus-Click anonym in die virtuelle Arztpraxis, die Diagnose kommt per elektronischer Post. Keine Terminvereinbarung, keine Wartezeiten und vor allem keine Praxisgebühr. Die Gesundheitsreform sorgt für Hochbetrieb in den Online-Sprechstunden. Viele Patienten werden noch mehr als bisher ärztlichen Rat per Internet suchen, um Kosten zu sparen. Doch eine gewisse Skepsis ist angebracht, denn die Anonymität im Netz hat ihren Preis. Steckt wirklich ein Arzt dahinter, oder gibt da ein medizinischer Laie nur Bla-Bla von sich? Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er den Netz-Ärzten vertraut und was er aus den Informationen macht. Ist es nur ein Zipperlein, oder steckt doch eine ernsthafte Krankheit dahinter? In den USA, Frankreich oder Skandinavien sind die Cyber-Docs längst gängige Praxis. In Deutschland ist die Ferndiagnose per Computer (noch) verboten. Noch. Schon in naher Zukunft, werden wohl immer mehr Ärzte statt mit dem Stethoskop den Patienten abzuhören, vor dem Bildschirm sitzen und per Tastatur die Diagnose stellen. Man denke nur an die jahrelange Scheindiskussion über die Online-Apotheken. Irgendwann mussten sich Gesetzgeber und Anbieter der Realität stellen und den Pillen-Versand per Internet erlauben. In einigen Jahren wird sich keine Arztpraxis mehr leisten können, nicht im Netz vertreten zu sein, auch wenn heute noch viele Mediziner das Internet eher verteufeln. Die virtuelle Sprechstunde beim Arzt seines Vertrauens - daran führt kein Weg vorbei. Eine Chance für die Ärzte. Ein Pluspunkt in Sachen Service. Und eine Möglichkeit, neue, junge Kunden zu gewinnen. Außerdem kann so den Quacksalbern im Internet mit Qualität der Garaus gemacht werden. b.wientjes@volksfreund.de

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