Der Siegeszug wird kommen

Die jüngsten Entwicklungen in Sachen grüne Gentechnik sind ein typisches Beispiel für eine Politik, die völlig an denen vorbei geht, für die sie gemacht werden sollte: an den Bürgern. Die Umfrage-Ergebnisse sind deutlich. 70 bis 80 Prozent der deutschen Verbraucher wollen keine Gen-veränderten Lebensmittel auf ihrem Teller. Auch die Vorbehalte gegenüber manipulierten Pflanzen auf den Feldern sind groß. Trotzdem wird genau das gefördert. Wer ist Schuld? Die Politik hat dem Druck ihrer Handelspartner - namentlich der USA - und der Industrie nachgegeben, die sich satte Gewinne versprechen. Besonders ärgerlich: Die, die das große Geld verdienen wollen, werden nicht in die Haftung genommen. Richten Gen-Pflanzen Schäden an, sollen laut Entwurf allein die Bauern zur Kasse gebeten werden. Doch es greift zu kurz, Verbraucherministerin Künast und ihre Kollegen an den Pranger zu stellen. Denn gerade in Sachen Landwirtschaft können die deutschen Volksvertreter schon lange nicht mehr so, wie sie wollen. Der Gentechnik-Gesetz-Entwurf setzt eine Vorgabe aus Brüssel um. Über soviel "Fremdbestimmung" mag man jammern - doch Stabilität und Frieden auf dem Kontinent gibt‘s nun mal nicht zum Nulltarif. Immerhin haben die deutschen Verbraucher die Ausgestaltung des vorgegebenen Rahmens selbst in der Hand. Halten sie an ihrer strikten Ablehnung fest, bleiben auch Lebensmittel-Riesen und Landwirte dabei - und die Verbreitung von Gen-Nahrung wird sich zumindest in Grenzen halten. Dass es so kommt, ist allerdings unwahrscheinlich: Spätestens, wenn Gen-Lebensmittel deutlich billiger zu haben sind als konventionelle, dürften sie auch bei uns ihren Siegeszug antreten. i.kreutz@volksfreund.de

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