Der Terror rückt näher

Im Herbst 1977 gab die Terroristengruppe RAF ein Foto des gekidnappten Hanns-Martin Schleyer an die Öffentlichkeit. Wenige Tage später wurde der Arbeitgeberpräsident von seinen Entführern getötet.

Dieses Bild und das Schicksal von Hanns-Martin Schleyer sind zum Symbol für einen deutschen Staat geworden, der sich von Terroristen nicht erpressen lässt. Und gleichzeitig lehrt die Geschichte, dass Terroristen keine Gnade kennen. In den vergangenen 30 Jahren sind unzählige Deutsche entführt worden. Häufig haben dabei die Entführer ihre Opfer in die Öffentlichkeit gezerrt, weil sie ganz genau wussten, dass sie damit das Mitleid der Bevölkerung rühren und vor allem, weil sie damit für ihre ideologische Sache eine Aufmerksamkeit bekamen, die sie nicht verdienen. Auch der jüngste Fall, bei dem islamistische Terroristen mit der Ermordung einer deutschen Mutter und ihres Sohnes drohen, folgt genau diesem Mechanismus. Noch wissen die Experten gar nicht, ob es sich um eine fundamentalistische Gruppe handelt, die politische Ziele verfolgt, oder ob es - wie in der Vergangenheit so oft - eine räuberische Bande ist, die Ausländer entführt, um von den jeweiligen Staaten Lösegeld zu erpressen. In einem solchen Fall könnten die Opfer hoffen, denn obwohl Deutschland es offiziell nie zugegeben hat, ist es inzwischen international üblich, auf Geldforderungen einzugehen. Doch politisch wird die Bundesregierung nicht einen Millimeter von ihrer Haltung abrücken. Weder wenn es um das Schicksal einzelner Geiseln geht. Noch und schon gar nicht in der Frage des Abzugs aller Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan. Diese Terror-Akte zeigen, wie nah der Krieg an uns herangerückt ist. Die Drohung von Anschlägen auf deutschem Boden ist sehr ernst zu nehmen. Doch mit Nachgiebigkeit würde man den Terroristen nur das Feld überlassen. Das gilt aus deutscher Sicht vor allem für Afghanistan. Ein Sieg der Taliban würde nur das Land und von dort aus auch die ganze Welt mit neuem Schrecken übersäen. h.waschbuesch@volksfreund.de

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