Der Würger von Boston

Um die Umfragewerte der SPD steht es bekanntlich nicht zum Besten. Vielleicht ist die Berliner Parteizentrale deshalb auf die Idee gekommen, die Unterstützer der Sozialdemokratie namentlich aufzuführen ( ).

Frei nach dem Motto "Jeden Tag eine gute Tat" kommt täglich ein Sympathisant hinzu. Gestern war es die Schauspielerin Ursela Monn. Zuvor tauchten schon die Band "Keimzeit" sowie der US-Bürger und Entertainer, Ron Williams, als Kanzler-Fans auf. In einer Video-Botschaft sagt Williams: Wenn er wählen dürfte und könnte, würde er natürlich Gerhard Schröder wählen, denn der sei doch "der beste Kanzler, den dieses Land haben kann". Soviel Begeisterung kommt wahrlich nicht häufig vor. Noch gibt es Hoffnung für die SPD, denn viele Wähler wissen nicht, welche Partei sie am 18. September ankreuzen sollen. Um ihnen die Entscheidung zu erleichtern, hat die Bundeszentrale für politische Bildung gestern wieder den Wahl-O-Mat in Gang gesetzt. Unter www.wahl-o-mat.de kann der interessierte Bürger über 30 Thesen zur Bundespolitik abstimmen. Gefragt wird zum Beispiel, ob die Benzinsteuer runter soll, oder was man vom Atomausstieg hält. Alles zusammen ergibt dann die persönliche Parteipräferenz. In den ersten Stunden war die Internet-Seite übrigens hoffnungslos überlastet - die Menschen suchen eben Orientierung. Katrin-Göring Eckardt hat mit der politischen Orientierung natürlich kein Problem. Als grüne Fraktionschefin im Bundestag tourt die Thüringerin jeden Tag durch die Lande, um das Wahlvolk für ihre Partei zu begeistern. Das Besondere daran: Gerhard Schröder ist immer mit dabei. Ja, er versorgt das Wahlteam sogar mit Wasser, Obst und Süßigkeiten. Freilich handelt es sich bei ihm nicht um den Bundeskanzler. Gerhard Schröder ist Praktikant und steuert den Wahlkampfbus von Göring-Eckardt. Auch die dunkelrote Konkurrenz kämpft um die Gunst der Wähler - und gibt sich dabei reichlich naiv. Der Chef der WASG, Klaus Ernst, der auf dem Ticket der PDS in den Bundestag einziehen will, meinte kürzlich: "Ich habe gelernt, Wahlkampf hat gar nichts mit Glaubwürdigkeit zu tun." Ein Schelm, wer dabei an die rosigen Versprechen der Linkspartei denkt. Doch Ernst ging es um Wahlaussagen der SPD. Auf ihren Plakaten steht: "Wir stehen für soziale Gerechtigkeit. Aber wofür stehen die anderen?" Da sei doch "der Würger von Boston ein ehrlicher Mensch gegen die", erregte sich Ernst, der übrigens selbst drei Jahrzehnte lang SPD-Mitglied war. Heide Simonis hat wieder ins normale Leben zurück gefunden. Die einstige SPD-Landesmutter von Schleswig-Holstein war im März durch "Verrat" aus den eigenen Reihen um ihr Amt gebracht worden. "Man gewöhnt sich schneller dran, als ich dachte", meinte Simonis über ihr Schicksal. Die Ankunft im Alltag erschließt sich auch auf ganz praktische Weise: Ohne Amt und Chauffeur kassierte Simonis bereits einen Strafzettel für Falschparken. Stefan Vetter

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