Der schwierige Gast

China ist ein riesiger Markt und eine Wachstumsmaschine noch dazu. Kein Wunder also, wenn für Ministerpräsident Wen Jiabao in Berlin gern der rote Teppich ausgerollt wird. Die deutschen Beziehungen zum Reich der Mitte gelten offiziell als ausgezeichnet.

Doch hinter der schönen Fassade ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Schon Gerhard Schröder hatte die Defizite bei den Menschenrechten in China angesprochen. Angela Merkel tat es ihm nun gleich, ohne den Gast aus Peking damit sonderlich zu beeindrucken. Die nüchterne Wahrheit ist dann auch, dass politische Kritik eher auf kleiner Flamme köchelt, wenn handfeste ökonomische Interessen im Spiel sind. Deutschland ist Chinas wichtigster europäischer Handelspartner. Da interessiert es sehr viel mehr, wie das Land der wachsenden Produktpiraterie Herr werden will. Trauriges Beispiel ist der Transrapid in Shanghai. Experten gehen davon aus, dass er dem Technik-Klau zum Opfer fallen könnte. Die Regierung in Peking verspricht zwar immer wieder Abhilfe. Doch der Verdacht liegt nah, dass höchste Stellen auch unlautere Methoden tolerieren, um China weiter wirtschaftlich voranzubringen. Die in Berlin unterzeichnete Vereinbarung zur Ausbildung von Prüfpersonal ist da eher ein Tropfen auf den heißen Stein. In China muss sich das Bewusstsein wandeln, dass der Diebstahl geistigen Eigentums eine Harmlosigkeit darstellt. Auf die Sprünge helfen könnten der chinesischen Regierung chinesische Unternehmen. Längst haben nicht nur internationale Firmen unter den Raubkopien ihrer Logos und Produkte zu leiden. Chinesische Betriebe kupfern auch zunehmend von der einheimischen Konkurrenz ab. nachrichten.red@volksfreund.de

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