Die Alternativlosen

Was für eine Überraschung - Gerhard Schröder und Joschka Fischer haben sich schon jetzt festgelegt, 2006 noch einmal ins Rennen gehen zu wollen. Dahinter verbirgt sich ein Akt der Klarheit und der wohl ungewollten Offenbarung.

Das Signal der Klarheit ist vor allem nach innen gerichtet. Die beiden zentralen Figuren, die SPD und Grünen die schmerzhafte Reformagenda 2010 eingebrockt haben, planen ihren Kopf auch dafür hinzuhalten und ihr vermeintlich historisches Reformwerk zu vollenden. Das ist nicht nur konsequent. Es ist vor allem eine Botschaft an die eigenen Leute, mit der Schröder und Fischer die Unzufriedenen unter Roten und Grünen einfangen wollen. Aber nicht nur das: So fordern sie gleichzeitig die Kraft ein, sich jetzt hinter dem Reformkurs stärker denn je zu versammeln - gerade weil in den kommenden Monaten die Talfahrt der Republik weitergehen dürfte. Deswegen also die frühe Ankündigung. Und nebenbei spült diese Strategie womöglich die K- und damit die Machtfrage in der Union wieder nach oben. Nicht schlecht! Nur: Der Außenminister gesteht damit ein, dass seine hochtrabenden europäischen Karrierepläne lediglich ein Luftschloss gewesen sind. Das ist Fischers persönliche Niederlage, darin besteht kein Zweifel. Ein Akt der Offenbarung ist die Ankündigung allerdings auch aus einem anderen Grund: Wie auf einem Silbertablett haben der Kanzler und sein Vize den personell miserablen Zustand ihrer Parteien nun offen gelegt - bei SPD und Grünen ist niemand in Sicht, der auch nur annähernd in ihre Fußstapfen treten könnte. Fatal. Die Alternativlosen müssen es also wohl oder übel wieder richten. nachrichten.red@volksfreund.de

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