Die Blauhelm-Variante

Wenn es stimmt, was sich andeutet, könnte die Bundesregierung auf spektakuläre Weise ihre außenpolitische Handlungsfähigkeit zurück gewinnen. Der Plan klingt verlockend: Berlin und Paris inszenieren im UN-Sicherheitsrat eine neue Irak-Initiative, die nicht nur kriegsverhindernd wirkt, sondern auch die Vereinten Nationen aufwertet – und den Allmachtsanspruch der Amerikaner dämpft.

Gewiss wäre auch eine Blauhelm-Variante gefährlich und teuer. Aber wer wollte bestreiten, dass eine friedliche Konfliktlösung in jedem Fall die bessere Alternative ist? Noch ist nicht klar, in welchen konkreten Vorschlägen die deutsch-französische Geheimdiplomatie münden wird. Sicher scheint aber, dass die „neue Welt“ mit ihrer Hauptstadt Washington das „alte Europa“, das viel aus seiner Geschichte gelernt hat, bis heute unterschätzt. Wenn Deutschland und Frankreich sich einig sind und als große Kernländer Europas den kleineren Staaten Halt und Orientierung geben, dann setzt diese Achse Kräfte frei, die nicht ohne Wirkung bleiben. Kein Wunder, dass die Amerikaner nichts von dem Vorstoß halten. Jenseits dieser Überlegungen ist es schon verrückt, wie ausgerechnet der Fall Irak/Saddam die transatlantische Freundschaft erschüttert, Europa und die Nato spaltet und eine neue Austarierung der globalen Kräfteverhältnisse bewirkt. Wenn Moskau (Putin ist gerade in Berlin) und Peking die deutsch-französische Entente unterstützen sollten, haben Bush und Blair jedenfalls ein Problem. Es wird dramatisch spannend im Sicherheitsrat. nachrichten.red@volksfreund.de

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