Die Bombe tickt

Die Bilder gleichen sich, die Methoden auch - egal, ob Bomben in Riad, Jerusalem oder eben Casablanca explodieren. Attentäter sprengen sich selbst in die Luft undreißen Unschuldige mit in den Tod. Je mehr Opfer, desto größer die Heldentat - eine perverse, aber in sich schlüssige Logik.

Märtyrer sind sie angeblich, als Lohn für ihre blutige Tat winkt ihnen das Paradies. Wer sind diese Menschen, was treibt sie, welche Ziele verfolgen sie mit ihren grausamen Aktionen? Fragen, auf die Antworten gefunden werden müssen, sonst wird es immer weitergehen und noch schlimmer werden. Wo sind die nächsten Ziele, wer die nächsten Opfer? Eindringliche Terrorwarnungen kommen derzeit aus fast allen Hauptstädten dieser Welt, Reisewarnungen gibt es unter anderem für ein Urlaubsland wie Kenia. Aber wer garantiert, dass menschliche Bomben nicht auch in Antalya, auf Kreta oder Ibiza herumlaufen, Schläfer nicht plötzlich in Berlin oder London, in Paris oder Rom geweckt werden? Das Märchen von den angeblich sicheren Urlaubszielen ist längst entzaubert. Wer reisen will, muss sich bewusst sein, dass er Risiken mit im Koffer hat. Genau so wie der, der zu Hause bleibt. Jeden kann es jederzeit an jedem Ort treffen, das ist die traurige Erkenntnis der grausamen Terroranschläge seit dem 11. September 2001. Es heißt, der Islam sei eine friedliebende Religion, die Terror ablehne und Toleranz predige. Das mag sein, und trotzdem ist es alarmierend, dass die meisten Terroristen sich auf diesen Glauben berufen. Das kann kein Zufall sein, dahinter steckt Methode. Mullahs, die Gewalt predigen, junge Menschen fanatisieren, den Himmel denjenigen versprechen, die den Ungläubigen die Hölle auf Erden bereiten, das ist ein teuflisches Gemisch. Dazu kommt blinder Hass auf den Westen und seine Lebensweise, auf seine militärische und wirtschaftliche Kraft, seine Unterstützung für den Staat Israel. Und es fällt auf, dass derzeit bevorzugt in den Ländern gebombt wird, die den Irak-Krieg der USA unterstützt oder ihn zumindest nicht verurteilt haben. Saudi-Arabien und Marokko beispielsweise. Ob es wirklich El Kaida-Terroristen waren oder eine andere Extremistengruppe, ist dabei fast schon zweitrangig. Wichtig ist allein, dass sich der Westen bewusst macht, was auf dem Spiel steht. Dass sich junge Menschen in religiösem Fanatismus verlieren, hat sehr viel mit der eigenen Perspektivlosigkeit und tief verletztem Stolz der arabischen und afrikanischen Welt zu tun. Darüber sollten Amerika und Europa einmal gemeinsam nachdenken. Ein gerechter Frieden im Nahen Osten beispielsweise könnte ein Riesenschritt zu mehr Sicherheit überall auf der Welt sein. d.schwickerath@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort