Die Erde ist kein Garten Eden

Berlin. Beim Staatsakt für die Opfer der Flutkatastrophe in Asien trauert Bundespräsident Horst Köhler um die Toten und dankt für die große Spendenbereitschaft der Deutschen.

Der Spagat ist gewaltig. Auf der einen Seite erschütternd, auf der anderen erfreulich. Das Schreckliche: Über 220 000 Tote sind bislang in den Flutgebieten Asiens gezählt. Von den deutschen Todesopfern sind 60 identifiziert, 581 gelten polizeilich noch als vermisst. Auf der anderen, der positiven Seite stehen die schier unendlichen Hilfeleistungen und eine gigantische Spendenbereitschaft - gerade der Deutschen. Gestern fand für die Opfer der Flutkatastrophe auf Anordnung des Bundespräsidenten im Deutschen Bundestag ein Staatsakt statt. Und Horst Köhler bringt in seiner Rede auf den Punkt, was viele Menschen wohl ähnlich empfunden haben: "Der Respekt vor der Natur, vor den ungeheuren Kräften dessen, was viel größer ist als der Mensch, nimmt uns die Illusion, wir hätten mit der Zivilisation garantierte Sicherheit. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Dieses Gesetz der menschlichen Existenz ist durch nichts außer Kraft zu setzen. Das sollte uns Demut lehren - und ein neues Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur.” An anderer Stelle knappe Ernüchterung: "Die Natur, unsere Erde, ist kein Garten Eden.” Viele hundert geladene Gäste haben sich im Reichstagsgebäude versammelt, um der Opfer der Flut zu gedenken, aber auch, um den Helfern und Spendern zu danken. Zu dem Festakt sind nur hohe Würdenträger geladen sowie Helfer und Hinterbliebene der identifizierten Toten. Für sie findet der Bundespräsident einfühlsame und tröstende Worte: "Es geht in Wirklichkeit nicht um Zahlen, es geht um die vielen einzelnen Schicksale, die hinter diesen Zahlen stehen. Mit jedem Tod wird ein Leben ausgelöscht, das einzigartig ist.” An anderer Stelle weicht er auch einer bitteren Wahrheit nicht aus: "Furchtbar ist die Anspannung für Freunde und Verwandte von Vermissten. Wir bangen mit ihnen, auch wenn von Tag zu Tag die Hoffnung kleiner wird.”

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